Obwohl sich Elektroautos schneller entwickeln, als es viele Experten vorhergesagt hatten, wird es auch in naher Zukunft keine Flugzeuge, Lastwagen oder Schiffe geben, die mit Strom angetrieben werden können. Die Akkus wären viel zu schwer und die Reichweite zu gering. Aus diesem Grund suchen ehrgeizige Unternehmen weltweit nach innovativen Lösungen, um flüssige Kraftstoffe herzustellen. Die Basis soll dabei nicht Erdöl sein, sondern erneuerbare Rohstoffe.
Eines dieser Unternehmen ist in Israel ansässig und trägt den Namen NewCO2Fuel. Der Gründer ist Professor Jacob Kami vom Weizmann Institute for Science aus der Stadt Rehovot, zwanzig Kilometer südlich von Tel Aviv. Der Plan klingt spektakulär: er und Firmenchef Dudi Banitt wollen aus Wasser, dem Klimagas CO2 und Sonnenwärme Benzin, Diesel und Kerosin herstellen. Die Umwandlungsprozesse hierfür sind seit Jahren bekannt. Man konnte das Verfahren jedoch bisher nicht industriell nutzen, da man mehr Energie reinstecken musste als man rausholen konnte. Kami und Banitt sind aber überzeugt, dass bei der Nutzung von günstiger und unendlich verfügbarer Sonnenenergie dies nicht mehr länger ins Gewicht fällt.
Die Grundlage für eine entscheidende Reduzierung der Kosten haben Wissenschaftler in der deutsch-spanischen Solarforschungsanlage Plataforma Solar de Almeria, im israelischen Weizmann Institute und in einem Solarkraftwerk im nordrhein-westfälischen Jülich geschaffen. Die zur Spriterzeugung nötige Energie wird im Verfahren von Professor Kami in einer Solarturmanlage erzeugt. In diesem Turm befinden sich zahlreiche Spiegel, die elektronisch dem Sonnenlauf nachgeführt werden. Diese konzentrieren die Infrarotstrahlen auf einen Empfänger. Das ist eine Kammer in der Turmspitze, die mit Keramikstücken gefüllt ist. Pumpt man nun Luft durch diesen Empfänger, dann erhitzt sich diese auf bis zu 1.200 Grad. Diese sehr hohe Temperatur spaltet in einem zweiten Prozessschritt Wasser in Wasser- und Sauerstoff und gleichzeitig sorgt die Hitze dafür, dass das CO2 ein Sauerstoffatom verliert. Damit bleiben Wasserstoff und das Synthesegas Kohlenmonoxid (CO) übrig. Dieses Synthesegas wird in einer weiteren Anlage in flüssige Kraftstoffe umgewandelt oder für chemische Prozesse genutzt.
NewCO2Fuel hat bereits gezeigt, dass das Verfahren funktioniert. Man hat einen Reaktor gebaut, der gleichzeitig Wasser spaltet und das Synthesegas erzeugt. Bis jetzt allerdings ohne den Solarturm. Dieser Schritt wird nun im Februar gemacht. Der Reaktor ist auf dem Weg ins Weizmann-Institut, der Solarturm steht bereits dort. Samuel Marks, der Chef der australischen Partnerfirma Greenearth Energy sagt, dass der aktuelle Reaktor 200 Mal effektiver arbeite als die zuvor betriebene Laboranlage und dass die Kosten um den Faktor 34 gesunken seien.
Die benötigten Rohstoffe, also Wasser und CO2, gibt es auf der Erde reichlich. Bei Verbrennungsprozessen werden jährlich weltweit etwa 30 Milliarden Tonnen CO2 in die Luft geblasen. Die Herstellung der Solartürme wird auch mit der Zeit immer kostengünstiger. In den USA werden diese bereits im großen Maßstab gebaut.
Die Entwicklung dieser Technologie darf man mit großer Spannung verfolgen. Es wäre ein weiterer Schritt, um auf umweltfreundlichem Weg von der Erdölabhängigkeit loszukommen.
Quelle: green.wiwo.de