Olivenöl ist ein bekanntes, sehr gesundes Nahrungsmittel. Es enthält zahlreiche Vitamine und Nährstoffe, außerdem ist es entzündungshemmend und antibakteriell.
Bei der Produktion bleiben jedoch Umwelt belastende flüssige und feste Reststoffe zurück. Neben der sinnvollen und umweltschonenden Weiterverwendung, aus Olivenkernen Grillkohle herzustellen, gibt es allerdings auch andere Möglichkeiten um die entstehenden Abfallprodukte bei der Olivenölproduktion weiterzuverwenden:
In Europa werden jährlich mehr als zwei Millionen Tonnen Olivenöl hergestellt. Die Früchte werden nach der Ernte von Blättern befreit, gewaschen und gemahlen. In einer Zentrifuge wird anschließend das entstehende Wasser-Öl-Gemisch getrennt, so dass das wertvolle Speiseöl schließlich übrig bleibt. Die verbleibende wässrige Phase enthält in ziemlich hohen Konzentrationen Schwebstoffe und Substanzen wie Fettsäuren und Phenole, die für Tiere und Pflanzen gefährlich sind. Somit können diese Reststoffe nicht einfach in Flüsse oder Seen eingeleitet werden. Die festen Reststoffe bestehen zum größten Teil aus Proteinen und enthalten ebenfalls schädliche Phenole. Als Folge davon hat man in den großen Anbaugebieten in Griechenland, Italien und Spanien ein massives Entsorgungsproblem.
Wissenschaftler vom Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB in Stuttgart haben sich dieses Problems angenommen und in ersten Untersuchungen bereits gezeigt, dass man diese Reststoffe zur Gewinnung von Bioenergie nutzen kann. Man ist in einem von der EU geförderten Projekt dabei, die Nutzung der bei der Olivenölherstellung anfallenden Abfallstoffe zu entwickeln und zu erforschen. Man hat dabei die Idee, zunächst die verwertbaren Substanzen wie Polyphenole zu extrahieren, um sie als natürliche Antioxidantien in der Kosmetik- und Lebensmittelindustrie zu nutzen. Die verbleibende Biomasse soll zur Erzeugung von Bioenergie verwendet werden. Erste Labortests in Stuttgart haben gezeigt, dass sowohl die flüssigen als auch die festen Reststoffe wertvolle Energie in Form von Biogas liefern.
Prof. Dr. Dieter Bryniok, der Projektleiter am Fraunhofer IGB sagt: "Wir haben die Reststoffe nach einem am Fraunhofer IGB entwickelten Verfahren vergoren, bei dem die Substrate in den Reaktoren während der Vergärung optimal durchmischt werden. Sowohl in festen als auch in flüssigen Abfällen wurde hierbei der Anteil der organischen Verbindungen, abhängig von den eingesetzten Abfallfraktionen, um 75 bis 90 Prozent reduziert, das heißt, der Großteil der abbaubaren Verbindungen in den Abfallstoffen wird durch anaerobe* Bakterien umgesetzt".
Die bisherige Ausbeute der Forscher sieht folgendermaßen aus: Bei festen Abfällen wurden innerhalb von 20 bis 30 Tagen bis zu 720 Liter Biogas aus einem Kilogramm Trockensubstanz erzeugt. Bei flüssigen Abfällen waren es innerhalb von 10 Tagen 680 bis 980 Liter pro Kilogramm Trockensubstanz. Man arbeitet jetzt daran, die Biogasausbeute kontinuierlich weiter zu erhöhen. Prof. Bryniok ist der Überzeugung, dass falls man alle Reststoffe der europäischen Olivenölproduktion zu Biogas vergären würde, die hierbei erzeugte Bioenergie in etwa der Menge an Mais entsprechen würde, die man auf einer Fläche von 2.800 Quadratkilometern anpflanzen müsste, um zum gleichen Ergebnis zu kommen. Das wäre eine Fläche, die der Größe des Saarlandes entspricht!
Wenn man weiß, dass der Olivenbaum nicht nur die Grundlage für unser Olivenöl, sondern auch die Basis für jede Menge Bioenergie liefert, dann kann man das Öl wohl noch beruhigter genießen. 🙂
Quelle: igb.fraunhofer.de
*anaerob = ohne Sauerstoff