Aquaponik – eine grüne Revolution

Autor: Gute Nachrichten am 8. Dezember 2012 

Bashar Humeid ist der Sohn eines jordanischen Erfinders und einer Hobbygärtnerin aus Karlsruhe. Er hat in Erlangen Politologie studiert. Als es im Jahr 2011 zum "arabischen Frühling" auch in Jordanien, im Land seines Vaters, kam, zog er in die Hauptstadt Amman, wo er beim politischen Aufbruch in Nahost mitwirken wollte.

Die jordanische Hauptstadt Amman ist in den Sommermonaten so trocken und heiß wie die Wüste, die Amman umgibt. Jordanien gehört zu den wasserärmsten Ländern unserer Erde und als Folge dieser Tatsache muss Jordanien achtzig Prozent seiner Lebensmittel importieren. Als im Januar 2011 in Amman 5.000 Menschen auf die Straße gingen, um zu demonstrieren, ging es um zwei Themen: einmal um politische Mitbestimmung und zum anderen um günstigere Lebensmittel.

Salatbeet: Selbstversorgung durch Aquaponik.
© Peter von Bechen / pixelio.de

"Für unsere Freiheit müssen wir nicht nur unsere Politik demokratisieren, sondern auch die Nahrungsproduktion", sagt Humeid in fließendem Deutsch. Bashar Humeid sieht eine Lösung des Problems der einheimischen Nahrungsmittelproduktion in den Abertausenden Flachdächern in Amman, die zumeist nur als Freiluft-Rumpelkammern genützt werden. Er baute das Dach über seinem Büro zu einem  Gemüsegarten mit zwei Beeten auf rund zwanzig Quadratmetern um und liefert damit quasi den Prototyp für sein Projekt. Jetzt wachsen auf seinem Dach unter einer Polyethylen-Plane Tomaten, Basilikum und Schnittsalat. Dabei wird das Gemüse nicht in Erde gepflanzt, sondern in Vulkangranulat und, zu Versuchszwecken, auch direkt in Wasser.  Dieses Wasser durchfließt nicht nur die Beete, sondern auch den benachbarten Fischteich, in dem sich etwa dreißig Karpfen und Tilapia tummeln. Die äußeren Bedingungen passen, denn in Amman scheint die Sonne im Sommer bis zu dreizehn Stunden und im Dezember sind es immer noch sechs Stunden.

Dieses System braucht keine Düngemittel, denn die an Stickstoff reichen Fischfäkalien werden von den im Vulkangestein vorkommenden Bakterien in Nitrate verwandelt. Diese werden von den Pflanzen aufgenommen. Damit wirken die Pflanzen wie eine natürliche Kläranlage und das so aufbereitete Wasser wird in den Fischteich zurückgepumpt. Mit diesem System spart Humeid 80 bis 90 Prozent Wasser gegenüber der konventionellen Landwirtschaft.

Dieses Verfahren, Aquaponik genannt, ist nicht neu, sondern es wurde bereits von den Azteken angewandt. Auch diese kombinierten Landwirtschaft und Fischerei. In schwimmenden Gärten kultivierten sie Mais, Bohnen und Tomaten. Und die Chinesen verbanden vor mehr als 1000 Jahren Reisfelder mit Fischbecken.
Humeids Pilotanlage hat 1.000 Euro gekostet. Das einzige elektrische Gerät im System ist die Pumpe, die den Wasserkreislauf aufrecht erhält. Die kann man in Amman für 55 Euro kaufen. Alles, was teurer käme, sagt Humeid, "wäre hier in Jordanien zum Scheitern verurteilt".
Im Winter produziert die Anlage genügende Wärme, um das darunter liegende Büro mittels eines isolierten Rohres zu heizen. Im Sommer mit Tagestemperaturen deutlich über 30 Grad werden die Beete mit einem engmaschigen Stoffnetz  abgedeckt, das nicht nur die Pflanzen und Fische beschattet, sondern auch das Dach kühlt.

Bashar Humeid und seine Freunde haben sich zum Ziel gesetzt, im Jahr pro zwanzig Quadratmeter-Beet eine Tonne Gemüse ernten zu können. Humeid ist überzeugt: "Das wird nicht nur unsere politischen Systeme, sondern auch unseren Umgang mit knappen Ressourcen revolutionieren."

Man kann Bashar Humeid und seinen Anhängern nur das Beste für die Zukunft und viel Unterstützung wünschen.

 

Quelle: geo.de

Kategorien: Erfolgsgeschichten Rubriken: Alternative Energien, Wasser
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