Retter vor Boden­speku­lanten: Bio­boden sichert Acker­land für Bio­bauern

Autor: Andreas Monning am 23. Dezember 2024 

Fruchtbarer Boden ist die Basis aller landwirtschaftlichen Erzeugung und die Existenzgrundlage landwirtschaftlicher Betriebe. Und da diese unsere Ernährung sichern und Boden nicht vermehrbar ist, muss jede Gesellschaft dafür sorgen, dass der Landwirtschaft ausreichend Ackerland zur Verfügung steht.

Junger, grüne Maispflanzen, die auf einem Feld wachsen
Foto von Steven Weeks auf Unsplash
 

Der Kampf um den Boden

Der Bedarf an Boden steigt allerdings stetig. Letztlich in ganz Europa, in Deutschland vor allem deshalb, weil nach wie vor sehr viel Agrarfläche für den Bau von Siedlungs- und Gewerbegebieten, Straßen und anderen Verkehrsanlagen in Anspruch genommen wird. Im Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2018 etwa hat sich die Siedlungs- und Verkehrsfläche in Deutschland pro Tag um 56 Hektar vergrößert. Das bedeutet, dass täglich fast die Fläche eines durchschnittlichen Agrarbetriebs (62 Hektar in 2020) umgewandelt wird. Fakt ist, dass die Konkurrenz um Flächen sich laufend verschärft, und da Spekulanten und Investoren die „Ware“ Boden mittlerweile auch für sich entdeckt haben, wird der Wettkampf immer härter. Das geht vor allem zu Lasten der Landwirte. In Deutschland gehören heute bereits 60 Prozent der Ackerland Investoren und anderen Nicht-Landwirten.

Wozu die Marktverzerrung führt, spiegelt die Entwicklung der Pacht- und Kaufpreise für Agrarland wider. Die haben in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Von 2005 bis 2019 stieg er durchschnittlich um 200 Prozent und lag 2022 bei 32.509 Euro je Hektar. (Der Hektarpreis variiert von Bundesland zu Bundesland von 12.000 bis über 80.000 Euro und liegt in Einzelfällen bei sagenhaften 100.000 Euro.

Explodierende Pachtpreise

Und die steigenden Kaufpreise für Boden ziehen automatisch eine Erhöhung der Pachtpreise nach sich. So stiegen die Pachtpreise für landwirtschaftliche Nutzflächen zwischen 2007 und 2016 deutschlandweit von 183 auf 288 Euro pro Hektar. 2020 lagen sie bereits bei 329 Euro pro Hektar, auch dieser Trend setzt sich fort. Da die Erlöse für landwirtschaftliche Produkte dagegen kaum gestiegen sind, klafft die Schere zwischen Kosten und Ertrag immer weiter.

Die gestiegenen Bodenpreise bremsen vor allem den biologischen Anbau aus. Im Ökolandbau würden sich bei uns nämlich vor allem jüngere Leute engagieren, die hoch motiviert aber mit wenig Kapital starten und an zu großen Investitionen scheitern. Weil die Entwicklung schon im Anbau stockt, ist auch die Verarbeitung zu Bioprodukten in Deutschland so gering, dass deutsche Bioläden nachgefragte, bezahlbare Produkte in hohem Maße aus dem Ausland (z.B. Frankreich, das dank einer klugen Gesetzgebung der 60er Jahre besser dasteht) beziehen müssen.

 

Wachsende „Genossenschaft Bioboden“ - Eine Gemeinschaft die Abhilfe bietet

Um das Nichthandeln des Gesetzgebers zu ersetzen und außerpolitisch Abhilfe zu schaffen, bildete sich Ende der 1970er Jahre eine Bewegung. Diese gründete 1961 die GLS Treuhand sowie die GLS Bank und in der Folge eine ganze Reihe von Gesellschaften, die allesamt die Aufgabe hatten, die Entwicklung einer sozial gerechten, friedlichen und ökologischen Welt zu fördern. Zuletzt wurde in diesem Geiste die Genossenschaft Bioboden (2015) gegründet.

Bioboden kauft mit dem Geld der Mitglieder Ackerland auf, entzieht es so dem Spekulantenmarkt und verpachtet es zu fairen Preisen an Ökobauern. Das erfreuliche: Die Genossenschaft wächst dynamisch, hat aktuell schon über 7000 Mitglieder und insgesamt bereits über 4.000 Hektar Land erworben und damit für die ökologische Landwirtschaft gesichert. Hand in Hand mit der Genossenschaft Bioboden geht die bald darauf gegründete Stiftung Biohöfe (2017), die Bauernhöfe aus Schenkungen und Stiftungen übernimmt, erhält und an Biobauern verpachtet. Zuletzt kamen vier neue Höfe in Hessen, Sachsen-Anhalt, NRW und Bayern dazu.

Die Doku zum Thema: „Re: Land für alle - Keine Chance für Spekulanten (2021)“

 

Ein wunderbares Beispiel wie Menschen gemeinsam ihr Schicksal in die Hand nehmen und für eine gerechte und natürliche Zukunft, hinsichtlich Landwirtschaft, ein einem Strang ziehen.

 

Autor: Andreas Monning

Kategorien: Erfolgsgeschichten, Umwelt, Wirtschaft Rubriken: Erde, Hilfe, Pflanzen, Plattform, Vitamine
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