Eine einfache braune Papiertüte, auf schwäbisch „Tütle“, hat das Zeug dazu, der lästigen Plastiktüte den Garaus zu machen. Das Tütle ist eine stabile Tüte aus 100 Prozent ungebleichtem, stabilem Altpapier. Anfangs kann man sie mehrmals zum Einkaufen verwenden und dann, wenn sie starke Gebrauchspuren aufweist, kann sie getrost als Biomülltüte eingesetzt werden. Das Spezialpapier, aus dem das Tütle besteht, ist von einer sehr dünnen Harzschicht umgeben. Dies hat zur Folge, dass die Tüte bei Feuchtigkeit nicht reißt aber trotzdem vollständig kompostierbar ist.
Damit hat die schwäbische Erfindung zwei überzeugende Eigenschaften: Sie ist wesentlich nachhaltiger als Plastiktüten und besser als Bioplastik-Tüten, die bei der Kompostierung wesentlich länger brauchen.
Einer der beiden Entwickler des Tütles, Daniel Birkhofer, sagt: „Ich habe in Geschäften beobachtet, wie Kunden Biomüll-Tüten kaufen und sie dann an der Kasse in Plastiktüten einpacken. Das fand ich absurd. So entstand der Gedanke, eine Tüte zu entwickeln, die zum Transport und als Biomülltüte benutzt werden kann und so eine Tüte einspart.“
Die geniale Tüte, die es in drei variablen Größen gibt (4; 8,5 und 22 Liter), wird komplett in Deutschland hergestellt und mit umweltfreundlicher Farbe bedruckt. Der Druck kann auch individuell an das entsprechende Unternehmen angepasst werden, welches das Tütle ebenfalls anbietet. Das komplette CO2, das bei der Produktion und beim Transport entsteht, wird durch Investitionen in Aufforstungsprojekte ausgeglichen.
In den letzten Monaten wurde im schwäbischen Holzgerlingen ein Pilotprojekt gestartet. Hier wird das Tütle von Endverbrauchern, Einzelhandel, Stadt und Abfallwirtschaft benützt. Steffen Krötz, der andere Entwickler sagt stolz: „Das Holzgerlinger Konzept, das sowohl Einweg- als auch Mehrweglösungen beinhaltet, verbannt die Plastiktüten ganz ohne Gesetze aus dem Stadtbild.“
Von diesem Projekt haben alle Beteiligten nur Vorteile. Über 30 Händler in Holzgerlingen nehmen an dem Projekt teil und bieten ihren Kunden das Tütle an. Da sie große Mengen bestellen, sind die Einkaufspreise entsprechend günstig. Die Kunden erhalten eine umweltfreundliche Transport- und Biomülltüte, die Abfallwirtschaft muss weniger Bioplastiktüten aus der Kompostierungsanlage sammeln und nicht zuletzt profitiert die Stadt vom Image-Gewinn.
Die umweltfreundliche Tüte der schwäbischen Tüftler ist sicher eine zukunftweisende Alternative zu den Plastiktüten und man kann nur hoffen und wünschen, dass sich das Tütle aus Schwaben heraus in ganz Deutschland verbreitet.
Alle weiteren und überaus interessanten Infos zum Thema findet ihr unter www.tuetle.de.
Quellen: