Alternativ Steuern be­gleichen: Kunst statt zahlen

Autor: Gute Nachrichten am 25. April 2012 

Wie das? Mexiko macht es vor: Wer hier seine Steuern nicht zahlen kann, der malt. Mexikos Finanzministerium besitzt deshalb eine der größten Kunstsammlungen der Welt. Seit den 50er Jahren können Künstler zwischen Zahlen oder Malen wählen. Auch Berühmtheiten wie Diego Rivera oder Rufino Tamayo haben sich für das Malen entschieden.

Mit dieser Dornenkrone hat Hector de Anda seine Steuerschulden beglichen.
Bild-Quelle: tagesschau

Nicht nur Bilder sondern auch andere Kunst zählt. Zum Beispiel zahlte der Künstler Hector de Anda seine Steuern für das vergangene Jahr mit einer Dornenkrone aus Glas. Man kann sie nun in einer Vitrine im Museum des Finanzministeriums Mexiko-Stadt bewundern.
Der vielseitige Künstler Hector de Anda stellt nicht nur Kunstwerke aus Glas her, zudem malt, fotografiert und dreht er auch Videos und am Ende jedes Jahres wählt er eines seiner Werke zur Steuerbegleichung aus. "Ich glaube, für Künstler ist es im Allgemeinen sehr verwirrend über Geld nachzudenken oder Steuererklärungen zu machen. Darum finde ich dieses System so praktisch. Es ist unbürokratisch. Es vereinfacht mein Leben", so de Anda

Das System ist sehr einfach und verständlich aufgebaut: Verkauft ein Künstler fünf Bilder im Jahr, muss eines davon dem Fiskus abgegeben werden. Werden mehr als 21 verkauft, was dem Höchstsatz entspricht, müssen fünf bis sechs Werke an den Staat abgegeben werden, doch niemals mehr. Kein Wunder also, dass Mexiko bis dato etwa 5400 Kunstwerke gesammelt hat. Seit 1994 verstauben diese nicht mehr in irgendwelchen Lagerräumen des Landes, sondern werden sogar auf der ganzen Welt ausgestellt. Das bedeutet ein weiteres Vorteil, meint Hector de Anda: "Gerade bin ich in einer Ausstellung in Portugal vertreten. Meine Werke reisen viel. Das ist für mich sehr gut. Ich finde das großzügig: Ich zahle mit meinem Werk und sie kümmern sich darum, dass ich bekannt gemacht werde. Außerdem gibt es mir die Sicherheit, zu einer wichtigen Sammlung zu gehören."

Da unter anderem auch Künstler wie Rivera und Tamayo lieber malten, um ihre Steuern zu begleichen, kann man sich den hohen Wert der Sammlung in etwa vorstellen. Direktor José Sancristóbal, der über den Staatsschatz wacht,  geht von einer aktuellen Versicherungssumme von etwa 300 Millionen Pesos das sind fast 19 Millionen Euro  aus. "Es gibt wenige Sammlungen, die solch einen Reichtum aufweisen (…), die über so viele Epochen der bildenden Kunst reichen: von der mexikanischen Schule der Malerei, über den Bruch damit bis hin zur zeitgenössischen Kunst. Das ist sehr weit gefächert. Und alle Künstler haben auf ihre Weise ihre Epoche widergespiegelt", schwärmt der Direktor. Man bedenke, eine Bild von Rivera das in den 50er Jahren gemalt wurde ist heute das 70-fache wert.

Eine Kommission aus neun Fachleuten, die jedes Jahr neu zusammengewürfelt wird, prüft vorher die Qualität der Kunstwerke. Wird ein Kunstwerk abgelehnt, hat der Künstler erneut die Chance sein Können und Talent unter Beweis zu stellen. Doch die Motivation sei hoch, meint Direktor Sancristóbal, denn gerade durch die Ausstellung im Museum des Finanzamtes sind viele der Künstler erst bekannt geworden.

Keines der Bilder hat die Behörde bis dato verkauft und hat dies auch nicht vor. Die Sammlung soll ein nationaler Schatz bleiben, dessen Wert stetig steigt.

Wenn man bedenkt, wie schwer es manche Künstler - auch bei uns in Deutschland - haben, wäre dies doch eine interessante Alternative.

 

Quelle: tagesschau

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