In Südamerika, in Asien, und auch in Afrika: Überall auf der Welt bauen Menschen seit Jahrtausenden Obst und Gemüse auf eine Art und Weise an, die jetzt Englisch weil international verständlich und modern „Foodforest“ genannt wird. Da sich in vielen Ländern der Welt die Probleme durch die heute vorherrschende industrielle Landwirtschaft zuspitzen und Foodforests offenbar eine unschlagbar nachhaltige Anbauform im Einklang mit der Natur sind, werden sie jetzt verstärkt von der Wissenschaft unter die Lupe genommen. Man versucht dem Geheimnis der sagenhaften Nachhaltigkeit auf die Spur zu kommen und ihr Rettungspotential für die Versorgung der Menschheit mit Nahrung auf einer durch den Menschen bis an ihre Grenzen beanspruchten Erde zu erforschen.
Bis alle Fragen der Forscher beantwortet sind, wird es sicherlich noch einige Jahre, Studien und Versuche brauchen, doch eines scheint schon jetzt klar: Die Nachhaltigkeit der Foodforests beruht auf dem, auf den ersten Blick komplexen aber letztlich verblüffend einfachen Prinzip des Miteinanders der Natur. In dem vielschichtigen Pflanzenensemble der Foodforests ergänzen und unterstützen sich alle Pflanzen gegenseitig. Ganz anders also als in den in der industriellen Landwirtschaft üblichen Monokulturen, wo jede Pflanze in Konkurrenz zu allen anderen steht.
In Foodforests passiert anscheinend selbst die Versorgung mit Nährstoffen wie Stickstoff innerhalb des Pflanzensystems, und da die verschiedenen Arten sich sogar gegenseitig vor Schädlingen schützen, muss kaum etwas von außen zugeführt werden. Konkret heißt das: Man kann auf den problematischen massiven Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Dünger verzichten, ohne den die Intensivlandwirtschaft längst nicht mehr auskommt. Am Ende braucht es zwar einiges an Handarbeit, um gute Erträge an Früchten, Nüssen und essbaren Pflanzen zu ernten, jedoch sind diese reichlich und somit sind kaum Investitionen nötig.
Und es ist noch mehr. Foodforests leisten ganz von alleine Dinge für das Ökosystem und letztlich uns Menschen. Dazu gehören beispielsweise eine kontinuierliche Verbesserung der Bodenqualität und eine Erhöhung der Artenvielfalt. Außerdem kühlen die Nahrungswälder das Klima und können so große Mengen an Wasser speichern, dass sie sowohl Dürreperioden als auch Überschwemmungen abpuffern können und einiges mehr. All das und mehr zeigt mit beeindruckenden Bildern und O-Tönen von Wissenschaftlern und Experten anschaulich dieser Beitrag: Können Food Forests die Welt verändern?
Foodforests, Waldgärten oder Permakulturgärten, was mit leicht verschiedenen Schwerpunkten im Prinzip alles das gleiche meint, sind bereits in einigen Ländern Europas etabliert, zumeist in ländlichen Regionen. Was zunächst wie ein Widerspruch klingt, wird im deutschen Raum nunmehr aber auch für innerstädtische und suburbane Räume als neuartige Formen des Urban Gardening diskutiert. Es sollen dauerhafte Grünstrukturen in sub-/urbanen Räumen entstehen. Das Waldgarten-Verzeichnis bietet eine Übersicht über Waldgärten und komplexe Agroforstsysteme im deutschsprachigen Raum). Wer sich laufend darüber informieren will was aktuell bei uns passiert, wird beim Bundesamt für Naturschutz unter Forschung zu Urbanen Waldgärten fündig: https://www.bfn.de/.
Noch ist Deutschland das Schlusslicht der Bewegung, aber auch hier werden die ersten Waldgärten angelegt. Geforscht wird vor allem an der Uni Potsdam, die in Berlin und Kassel gleich drei Urbane Waldgärten angelegt hat. Die Projekte sieht man hier: https://www.urbane-waldgaerten.de/. Und hier kann man sich den absolut sehenswerten Vortrag der Wissenschaftlerin der Uni Potsdam Dr. Jennifer Schulz anhören, die den Aufbau und die Forschung der drei Waldgärten leitet:
Ein Foodforest ist also eine Form des Waldgartens und ein System aus der Permakultur welches sich schlichtweg an dem Vorbild Natur orientiert und gerne auch hierzulande weite Kreise ziehen darf – im Kleinen, wie im Großen.
Autor: Andreas Monning