Zurück zum Moor: Pioniere stimmen Wieder­vernässung ihrer Flächen zu

Autor: Andreas Monning am 30. April 2025 

Wo abgestorbene Pflanzen wie Torfmoose, Schilf oder Seggen wegen Wasserüberschuss nicht vollständig abgebaut werden können, entstehen Moore. Das Pflanzenmaterial, das zu mehr als 50 Prozent aus Kohlenstoff besteht, lagert sich unter Luftabschluss über Jahrtausende als Torfschicht ab, die im Durchschnitt etwa einen Millimeter pro Jahr in die Höhe wächst. Auf diese Weise speichern Moore weltweit mehr CO2 als alle Wälder zusammen.

Moor und Sumpfgebiet in Briese (Deutschland) mit altem Baumbestand
Foto von Kristin Snippe auf Unsplash

Um Torf abzubauen, Äcker, Weiden und Forstflächen zu gewinnen und Siedlungen ausweiten zu können, haben Menschen in den vergangenen Jahrhunderten besonders in dicht besiedelten Ländern alles daran gesetzt, Moore zu entwässern. In Deutschland war man damit besonders erfolgreich, rund 95 Prozent der hiesigen Moore sind trocken gelegt.

 

Warum zurück zu den Mooren?

Wie beim Thema Kühlschränke und FCKW hat der Mensch immer wieder auf den ersten Blick tolle Ideen, deren ungünstige Folgen man erst später erkennt. Auch beim Trockenlegen von Mooren, auf das man lange sehr stolz war, haben Forscher Alarm geschlagen: Sie haben herausgefunden, dass bei trockengelegten Mooren Verrottungsprozesse einsetzen, die nach und nach das CO2 wieder freisetzen das hier in gewaltigen Mengen gespeichert ist.

Aus den CO2-Speichern sind durch das Trockenlegen still und leise CO2-Quellen geworden, die das Klima dementsprechend beeinflussen. Unsere bundesweit etwa 18.000 Quadratkilometer Moorböden setzen laut Bundesumweltamt jedes Jahr 53 Millionen Tonnen Treibhausgase frei. Zum Vergleich: Das ist etwa fünfmal so viel wie alle Inlandsflüge zusammen und insgesamt 7,5 Prozent der gesamten deutschen Treibhausgasemissionen.

Die Politik hat reagiert und das Wiedervernässen von Mooren zum Teil der Klimaschutzstrategie gemacht. Um dabei nach Möglichkeit niemanden von seinem Grund und Boden enteignen zu müssen, setzt die Bundesregierung auf Freiwilligkeit. Es überrascht nicht, dass die meisten Land- und Forstwirte wenig begeistert sind, sich von gewohnten Nutzungsformen zu verabschieden, für die sie nicht selten Maschinen gekauft und Gebäude wie Scheunen und Silos gebaut haben. Doch da, wo Erfahrungen mit neuen Nutzungsformen Ertrag versprechen und Fördermittel bereit gestellt werden, steigt die Motivation, und es gib immer mehr mutige Pioniere, die dem Wiedervernässen ihrer Flächen zustimmen – und andere, nasse Nutzungsformen ausprobieren.

 

Wasserbüffel statt Rinderherde – Seggen statt Mahtwiesen

Zu ihnen gehören der schwäbische Bauer Christian Meier. Er hat sich von seinen Rindern in konventioneller Weidehaltung getrennt und stattdessen eine Wasserbüffelherde aufgebaut. Die urigen Tiere mit ihren breiten Hufen sind auf seinen nun vernässten Weiden ganz in ihrem Element. Und auch Landwirt Jochen Kraus, der auf seinen vernässten Flächen jetzt statt Mahtwiesen Seggen als Futter für seine Alpakas anbaut. Dazu setzt er auf Schilfgras, das als Tierfutter genutzt werden kann, als Füllmaterial für Biogasanlagen, zu Pellets gepresst für die thermische Verwertung oder als Grundstoff für effektive Dämmplatten. (Landwirtschaft im Donaumoos: Büffel als Moor- und Klimaschützer | Gut zu wissen | BR)

In diesem Beitrag werden Wissenschaftler begleitet, die die Ertragsaussichten neuer Nutzungsformen wiedervernässter Flächen untersuchen. („Rinder auf der Weide: Moore landwirtschaftlich nutzen“ | Naturschutz | Unser Land | BR)

 

Diverse Baumarten kehren zurück – bestehende profitieren

Und auch Waldbesitzer wie Christoph von Griessenbeck, der darauf hofft, dass Bäume wie die Schwarzerlen gut mit dem nassen Untergrund zurechtkommen werden und flachwurzelnde Fichten vom höheren Grundwasserstand sogar profitieren könnten. Ein schnellerer Zuwachs bei Moorbirken würde ihm aufgrund des hochwertigen Holzes in jedem Fall sogar zusätzlichen Ertrag in die Kasse bringen. („Pionierprojekt fürs Klima: Wiedervernässung von Waldmooren | Schwaben & Altbayern | BR)

 

Ohne Moos nix los

Und die Wissenschaft hilft nach Kräften mit, neue Nutzungsformen zu erforschen und Absatzmärkte neuer Produkte zu erschließen. Ein besonders aussichtsreiches Projekt ist der Anbau von Moos, das besonders gut auf nassen Flächen gedeiht. Zum Thema Moos haben wir vor vielen Jahren bereits einen interessanten Artikel geschrieben, wie Moos-Arten die Luft reinigen etc.: Zum Artikel.

Sollte es sich als Erfolg entpuppen, wären drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen:

- Es würde Bauern, die bereit sind ihre durch Trockenlegung gewonnene Äcker wieder zu vernässen, eine wirtschaftliche Perspektive geben.

- Es würde im Anbau CO2 speichern.

- Und es würde dafür sorgen, dass nachhaltige Torfprodukte entstehen und woanders keine oder zumindest weniger

Moore trocken gelegt und abgebaut werden, um den großen Bedarf an Torfprodukten etwa im Gartenbau oder der Gemüseanzucht zu decken. („Ökosystem Moore | Was ist ein Supermoos und wie schnell kann es CO2 speichern? | Gut zu wissen | BR)

 

Es ist vielleicht ein mühsamer Prozess, doch die Entwicklung stimmt zuversichtlich: Mit jedem weiteren positiven Beispiele für einträgliche, neue Nutzungsformen wiedervernässter Flächen, steigt die Bereitschaft der noch zögernden Land- und Forstwirte ihre trockengelegten Moorflächen ebenfalls wiedervernässen zu lassen. Das eher ursprünglichere Klima kehrt dort zurück und trägt zudem zum Erhalt der Artenvielfalt bei, indem man zahllosen Tier und Pflanzenarten ihren Lebensraum zurückgibt.

 

Autor: Andreas Monning

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