Zerstörte Urwälder erholen sich in 20 Jahren ohne menschlichen Einfluss

Autor: Gute Nachrichten am 27. Februar 2022 

Eine neue Studie zeigt, dass sich Tropenwälder erstaunlich schnell erholen können.
Beobachtungen belegen, dass abgeholzte oder abgebrannte tropische Urwälder sich schneller erholen als bei Anpflanzungen durch Menschen. Dies gibt Hoffnung auf einen positiven Effekt für das Klima, denn wir wissen, dass Urwälder große CO2-Speicher sind und unter anderem als Lungen der Erde gelten.

Eine internationale Forschergruppe hat herausgefunden, dass das Erholungspotenzial von zerstörten Urwäldern, dann besonders groß ist, wenn man diese sich etwa 20 Jahre ohne menschlichen Einfluss selbst überlässt. Beispielsweise braucht die Erde etwa 10 Jahre, um in den alten Zustand zurückzukommen. Bis der alte Pflanzen- und Tierreichtum zurückkehrt vergehen 60 Jahre und bis die alte Biomasse komplett wieder vorhanden ist, berechnete man etwa 120 Jahre. Dies liegt an einem vielfältigen Mechanismus, wobei die alte Flora und Fauna einer neuen Generation helfen, den alten Zustand wieder herzustellen. Dieser natürliche Prozess ist unter dem Namen „zweite Erbfolge“ bekannt.

Diese neuen Erkenntnisse wurden in der Zeitschrift „Science“ veröffentlicht. Sie könnten eine wichtige Rolle bei der Verbesserung des Klimas spielen und nützlich sein, die richtigen Schritte in der Zukunft zu unternehmen. Es wäre demnach nicht zu spät, die weltweiten Umweltsünden durch den Abbau der Tropenwälder wieder gut zu machen.

Der führende Autor des Berichtes, Professor Lourens Poorter, von der niederländischen Universität in Wageningen sagte: „Das sind gute Nachrichten, denn der Zeitraum von 20 Jahren ist realistisch, so dass ich, meine Tochter und die politischen Entscheidungsträger sich daran erinnern können.“

Die Möglichkeit der natürlichen Regeneration wird häufig unterschätzt. Stattdessen setzt man auf Baumpflanzungen. Es hat sich aber herausgestellt, dass die selbständige Erholung der Tropenwälder wesentliche Vorteile bietet im Hinblick auf die Biodiversität, das Klima und der Erholung der Nährstoffaufnahme.

Weiterhin betont Prof. Poorter, dass man die Botschaft ernst nehmen sollte, dass es nicht nötig ist, Tropenwälder wieder neu anzupflanzen, wenn die Natur dies von alleine tut.

Für diese Studie kamen über 90 Forscher aus der ganzen Welt zusammen, um ihre Erfahrungen auszutauschen. Sie forschten in über 2.275 verschiedenen Landstrichen in Nord- und Südamerika, sowie in Westafrika. Dabei haben sie zwölf spezifische Eigenschaften, nämlich den Boden, die Struktur des Ökosystems, die Biodiversität und andere Eigenschaften zu einem Modell aufbereitet, um Vergleiche ziehen zu können. Ohne dieses Modell hätten sie über 100 Jahre warten müssen, ob sich ihre Voraussagen bewahrheiten würden. Sie nannten ihr Vorgehen Chronosequenz, was frei übersetzt die zeitliche Abfolge von Bodenentwicklungen bedeutet.

Insbesondere untersuchten die Wissenschaftler was mit Urwäldern geschieht, wenn diese abgeholzt und für Landwirtschaft genutzt werden und wenn sie dann nach einigen Jahren verbraucht sind und nicht mehr bewirtschaftet werden. Man fand heraus, dass dort nach einigen Jahren ein zusammenhängendes Ökosystem zu wachsen beginnt.

Eric Salas, ein Forscher, der sich mit raumbezogener Aufklärung an der Central State University in Wilberforce, Ohio beschäftigt, sagt, dass die Erholung der Wälder nicht einheitlich geschieht, aber dass in 78 Prozent, der alte Zustand nach zwanzig Jahren wieder erreicht ist. Prof Poorter jubelt: „Das ist gewaltig schnell - überraschend schnell.“ Und er fährt fort: „Die zweiten Wälder sind wie Teenager. Sie saugen das CO2 wie verrückt auf und sie leeren den „Kühlschrank“. Wenn man ältere Menschen beobachtet, weiß man, sie konsumieren nicht viel und das ist das gleiche wie bei alten Wäldern. Dass sich das positiv auf unser Klima auswirkt, muss man nicht extra betonen. „Mein Appell ist, man soll die Natur dort wo es möglich ist, bei der Regenration sich selbst überlassen. Wo dies nicht möglich ist, sollte der Mensch bei der Wiederaufforstung eingreifen. Dies muss von Fall zu Fall entschieden werden“, so Poorter.

Auch der Nationalpark Bayerischer Wald konnte sich erholen

Was die oben genannten Forscher herausfanden erinnert mich an die grandiosen Erkenntnisse hierzulande. Die Beobachtungen im Bayrischen Wald wurden in dem Film „Der Wilde Wald – Natur Natur sein lassen“ von Lisa Eder auf anschauliche Weise gezeigt.

Hier der Trailer zum Film:

Pflanzen und Bäume wachsen nach, wilde Tiere kehren zurück in den Nationalpark Bayrischer Wald. Was längst verloren galt, kehrt wieder – ganz ohne das Zutun des Menschen. Die Mission Natur Natur sein zulassen, welche als die Philosophie des Nationalparks Bayerischer Wald gilt, stieß auf immense Kritik, wurde jedoch zu einem bahnbrechenden Vorzeigeprojekt. Aus den einstigen Wirtschaftswäldern wächst ein Urwald heran, der sich als einzigartiges Ökosystem und Heimat diverser Arten herausstellt.

Alle Infos zum Film findet ihr unter mindjazz-pictures.de

Wir Menschen brauchen die Natur. Geben wir ihr die Möglichkeit dazu.

 

 

Quellen:

https://www.theguardian.com/
https://www.science.org/doi/10.1126/science.abh3629
https://mindjazz-pictures.de/filme/der-wilde-wald/

Kategorien: Umwelt Rubriken: Erde, Hilfe, Regenwald, Tiere, Wunder

Folgende Artikel könnten dich auch interessieren

© Gute Nachrichten 2011-2024