100 Prozent Bio­staat: Keine chemischen Dünger und Pesti­zide in Sikkim

Autor: Gute Nachrichten am 14. Januar 2019 

Sikkim liegt im Himalaya und war bis anfangs der Siebzigerjahre ein eigenständiges Königreich, eingekeilt zwischen Nepal und Bhutan. Auf Grund der geopolitischen Lage hat man sich Indien angeschlossen und Sikkim ist heute der zweitkleinste Bundesstaat in Indien.

Bauernhaus auf grünen Hügeln in den indischen Bergen im Himalaya-Gebirge
Photo by Karen W Lim on Pexels

Anfangs Januar 2016 erklärte der indische Premierminister Modi und der Premier von Sikkim, Pawar Kumar Chanling, dass die gesamte Landwirtschaft in Sikkim auf biologischen Anbau umgestellt wird. Kunstdünger und chemische Pflanzenschutzmittel wurden auf den Feldern verbannt. Somit ist Sikkim der erste Staat weltweit (neben Bhutan!), der von sich aus zu einhundert Prozent auf Biolandwirtschaft umgestellt hat.

 

Wie kann „Bio“ nicht auf freiwilliger Basis, sondern per Gesetz funktionieren?

Das hat in Sikkim seine besonderen Gründe. Sikkim ist ein Schmelztiegel aus verschiedenen Volksgruppen. Neben den Ureinwohnern, Bhutia und Lepcha, gibt es eingewanderte Nepali, Sherpa und auch Inder, die Hindi sprechen. Sikkim ist nur dünn besiedelt. Der seit 1994 amtierende Premierminister Chamling hat bereits 2003 angefangen, sein Volk auf organische Anbaumethoden einzuschwören. Es ging ihm um nicht weniger als sauberes Wasser, saubere Luft und sauberes Essen.

Hilfreich ist sicher auch die traditionelle Naturverbundenheit der Einwohner. Das Land schuf Schulungen für die Bauern und man investierte in Kompostierungsanlagen. Im Jahr 2010 gründete Chamling eine Behörde, die Sikkim Organic Mission (SOM). Die Behörde hat die Aufgabe, sich darum zu kümmern, dass aus Kompost und Mist-Biodünger erzeugt wird und dass Krankheiten und Schädlinge auf den Äckern und Plantagen mit natürlichen Mitteln bekämpft werden.

Die Topografie in Sikkim trägt einen Großteil dazu bei, dass der biologische Anbau sich relativ schnell durchsetzen konnte. Sabine Zikeli von der Uni Hohenheim sagt dazu. „Sikkim ist sehr bergig, die Anbauflächen sind sehr kleinteilig. Eine mechanisierte Landwirtschaft ist da schwierig. Auch in der Schweiz und in Österreich gibt es überdurchschnittlich viele Ökobauern.“

Vielleicht war es der Weitblick des Premierministers, der ihn soweit brachte, dass er sich sagte „warum nicht aus der Not eine Tugend machen?“ Der Umfang der Bio-Produktion wird durch die Gebirgslandschaft begrenzt. Laxuman Sharma, Experte für Gartenbau an der Sikkim University in der Hauptstadt Gangtok argumentiert: „Wir werden nie in der Lage sein, die Bevölkerung autark zu ernähren. Das Problem ist, Sikkim produziert kaum Weizen.“ Und gerade gefüllte Teigtaschen aus Weizen sind eine Leibspeise der Sikkimesen.

Gemüse baut man in Sikkim nahezu ausschließlich zum Eigenverzehr an. In den Export gehen in der Hauptsache Gewürze, wie Ingwer, Ingweröl, Kurkumapulver und die extra-scharfen Fireball-Chilis. Damit und darüber hinaus mit Buchweizen und schwarzem Kardamom lässt sich für die Sikkimesen gutes Geld verdienen.

Sikkim ist in unserer Welt sicherlich ein positiver Sonderfall, vor allen Dingen, wenn man bedenkt, dass der „Rest“ von Indien sich für Umweltschutz und Umweltbewusstsein wohl sehr wenig engagiert. Der Biostaat Sikkim ist ein Vorreiter, der zeigt, wie wir der Natur wieder ein Stück näher kommen – auf dass etliche diesem Beispiel Folgen mögen.

 

Schöne Bilder zum Thema findet ihr hier: brandeins.de

 

Quelle: brandeins.de
Besten Dank für den tollen Tipp, lieber Torsten! 🙂

Kategorien: Umwelt Rubriken: Erde, Pflanzen, Wasser
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