Jack Kassewitz, ein Verhaltensforscher aus Miami, ist es erstmals gelungen, eine Abbildung zu erzeugen, die das Bild widerspiegelt, das ein Delfin mithilfe seiner Echolot-Fähigkeiten „sieht“, wenn ein Gegenstand vor ihm auftaucht.
Im vorliegenden Fall handelt es sich beim dem „Gegenstand“ um einen Taucher, der dem Meeressäuger begegnet ist. Die Tiere sind offenbar in der Lage, dreidimensionale Informationen mit Hilfe ihrer Echolokation in Bilder umzuwandeln.
Der Leiter des Forschungsteams, Jack Kassewitz, sagte in einer Pressemitteilung: „Unser jüngster Erfolg hat uns alle sprachlos werden lassen. Wir denken nun, dass es sicher ist zu vermuten, dass Delfine eine Form von „Klangbild-Sprache“ verwenden, eine Bildersprache, die sie mit Artgenossen teilen. Wenn es sich herausstellt, dass dies wahr ist, dann liegt eine aufregende Zukunft vor uns, um mit diesen Tieren zu kommunizieren.“
Die Forschungsarbeiten wurden am Delfin Forschungszentrum in Puerto Aventuras in Mexiko durchgeführt. Kassewitz bat seinen Kollegen Jim McDonough vor der Delfindame „Amaya“ in einem Forschungsbecken zu tauchen. Ein Problem musste jedoch vorab gelöst werden. Damit man keine Bläschen vom Ausatmen unter Wasser sah, die eventuell das Wahrnehmungsbild des Delfins stören könnten, benützte McDonough einen schweren Gürtel, der verhindern sollte, dass sein natürlicher Auftrieb zu groß sein würde und außerdem atmete er nahezu vollständig aus, bevor er tauchte.
Als Amaya ihre Echolotsignale in Richtung des Tauchers dirigierte, konnten über eine aufwendige Anordnung von hochempfindlichen Schallmessgeräten die Signale des Delfins aufgenommen werden. Dafür zuständig waren zwei Kollegen, Alex Green und Toni Saul. Die beiden sendeten das aufgenommene Signal zum CymaScope Labor in Großbritannien, wo ein weiterer Kollege für die Auswertung zuständig war, John Stuart Reid. Er ist ein Physiker mit dem Spezialgebiet Akustik. Er sendete das Akustiksignal auf eine Wassermembrane woraus dann das Bild computergestützt entwickelt wurde.
Reid erklärte: „die Fähigkeit von CymaScope ein Bild von dem wiederzugeben, was der Delfin sah, resultiert aus den holographischen Eigenschaften von Klang und dessen „Verwandtschaft“ zu Wasser.“ Die Holographie ist ein Verfahren zur Aufzeichnung und Wiedergabe von Wellen.
Es stellte sich heraus, dass Amaya McDonough aus mehreren Metern Entfernung mit ihrem Echolot erfasst hatte. Daraus folgerte Kassewitz: „Nachdem wir gezeigt hatten, dass CymaScope das festhalten kann, was der Delfin sah, können wir daraus schlussfolgern, dass Delfine mindestens die komplette Silhouette eines Gegenstandes mit ihrem Echolotsystem erfassen und sehen können, aber die Tatsache dass der Delfin erkannt hat, dass Jim den Gürtel abgelegt hat, lässt vermuten, dass Delfine auch Oberflächen erkennen können.“
Sollte die Technologie noch besser an das Echolotsystem der Meeressäuger angepasst werden, kann es durchaus sein, dass die Bilder noch detailgenauer zu erkennen sein werden. Wie sagt Kassewitz: „Der Delfin hatte 50 Millionen Jahre Zeit, seine Sinne auf der Echolotbasis zu entwickeln, während Meeresbiologen die Physiologie von Waltieren seit nur etwa fünf Jahrzehnten erforschen und ich habe zusammen mit John Stuart Reid kaum fünf Jahre daran gearbeitet.“
Eine Geschichte, die wir euch nicht vorenthalten wollten, wenn es um diese faszinierenden Geschöpfe geht.
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