Je älter der Baum, desto wertvoller die Frucht

Autor: Evelin Krenzer am 5. Februar 2015 

Je älter der Baum, desto wertvoller die Frucht. Was heutzutage allenfalls ins Reich der Mythen und Esoterik eingeordnet wird, scheint nun – zur Überraschung der Wissenschaft – erstmals bestätigt. Diese Ergebnisse dürften unserer Lebensmittelindustrie nicht schmecken.

 

Faszination: jahrhundertealte Bäume

Nach aktuellem Stand der Wissenschaft befinden sich die ältesten Bäume unseres Planten in den White Mountains in Kalifornien: die 4.000 bis 5.000 Jahre alten Langlebigen Kiefern (bristlecone pines). In Mitteleuropa gehören zu den ältesten Bäumen Linden, Eichen und einige Obstbaumsorten, während im mediterranen Raum der Olivenbaum das Symbol für Langlebigkeit schlechthin ist. Diese Fähigkeit, ein Millennium zu überdauern, speiste die Mythen über deren besonders wertvolle Blätter, Rinde, Samen oder Früchte.

 

Aus wissenschaftlicher Sicht

In einer Studie der Wissenschaftlerin Müller an der Universität Barcelona (http://jxb.oxfordjournals.org/content/early/2013/11/10/jxb.ert372.full.pdf) aus dem Jahr 2013, die eigentlich zum Ziel hatte, den Alterungsprozess von Bäumen zu dokumentieren, wurden erstmals die Samen und Früchte in den verschiedenen Altersphasen untersucht. Das Ergebnis begeisterte die Biologen dermaßen, dass sie als Titel für ihre Veröffentlichung "Perennially young" also "Für immer jung" wählten.

Die ältesten Bäume produzieren zwar weniger Samen bzw. Früchte aber dafür die wertvolleren. Die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe der Samen oder Früchte ändert sich mit zunehmendem Alter des Baumes gravierend. So wies Müller am Beispiel der Cistus albidus nach, dass die Samen oder Früchte eines alten Baumes im Vergleich zu einem jungen Baum

  • einen deutlich höheren Wert an Salicylsäure und
  • einen doppelt so hohen Vitamin E-Gehalt haben.

Aus biologischer Sicht haben die Samen und Früchte des alten Baumes damit eine höhere Qualität und Überlebenswahrscheinlichkeit der Nachkommen.

 

Aus ernährungsphysiologischer Sicht

Als heilender Lindenblütentee, wertvolles Olivenöl oder knackiger Apfel fanden die Samen und Früchte der alten Bäume ihren Weg in unsere Nahrung. Die natürliche Salicylsäure wirkt fiebersenkend, antientzündlich und schmerzlindernd und ist das Vorbild für die synthetisch hergestellte Acetylslicylsäure (ASS) oder besser bekannt als Aspirin.

Pflanzen bilden natürliches Vitamin E zum eigenen Schutz gegen freie Radikale, indem sie Vitamin E in der Zellmembran einlagern. Es zählt zu den wichtigsten Antioxidantien, die eine Zellschutzwirkung haben. Über die Nahrungskette gelangt Vitamin E in den tierischen und menschlichen Organismus.

Aus ernährungsphysiologischer Sicht haben die Früchte und Samen der alten Bäume damit tatsächlich eine größere Wirkung auf die Gesundheit als die der Jungspunde. Der Wert des Alters bekommt in der Pflanzenwelt eine neue Dimension.

 

Zur heutigen Lebensmittelproduktion

Welche Bäume liefern unser tägliches Obst, den Lindenblütentee oder das Olivenöl?

Der Löwenanteil des Olivenöls kommt heute aus dem intensiven Anbau, wo schnell wachsende Olivenbaumsorten verwendet werden. Alle 25 Jahre werden diese ausgerissen und durch neue Setzlinge ersetzt. Grund für die "Altersbegrenzung" von etwa 25 Jahre, ist die zurückgehende Ertragskraft. Ab etwa 25 Jahren verringert sich die Blüten- und damit Olivenproduktion des Baumes.

In der Wildnis oder im traditionellen Anbau können Olivenbäume mit Leichtigkeit Jahrhunderte alt werden. Zu den wenigen Marken, die bewusst alte Olivensorten aus dem traditionellen Anbau verwenden, zählt die Marke Perle Noire Olivenöl (www.perlenoire.de). Die verwendeten Chemlali-Oliven stammen von Bäumen, die bereits ein stolzes Alter von 135 Jahren haben.

Apfelbaum, positive nachrichten
© Muffet / flickr.com (CC BY 2.0)

Zu den langlebigen Obstbäumen in unseren Breitengraden gehören insbesondere alte Apfel- und Birnensorten, Kirschen, Walnüsse, Zwetschgen und Pflaumen. Obwohl diese Bäume im mitteleuropäischen Raum damals weitverbreitet waren, sind alte Exemplare selten geworden. In den 60 er und 70 er Jahren fielen viele aus den gleichen wirtschaftlichen Gründen wie im Olivenanbau der Motorsäge zum Opfer und wichen Neubaugebieten oder effizienten Obstplantagen.

Dank Naturschutzvereinen und NABU erleben Streuobstwiesen seit rund 20 Jahren eine Wiederauferstehung. Streuobstwiesen stehen für die traditionelle Form des Obstanbaus und erlauben Bäume unterschiedlichen Alters und Sorten.

Diese noch jungen Erkenntnisse zum Wert der Früchte und Samen alter Bäume stehen im Gegensatz zu den Praktiken der intensiven Landwirtschaft und dürften in der Massenproduktion auf keine große Sympathie stoßen. In gewisser Weise bestätigt Müllers Studie die zugrundeliegenden Gedanken zum nachhaltigen, traditionellen oder biologischen Anbau und dessen Wert für die Gesundheit. Noch steht die Wissenschaft in diesem Bereich am Anfang. Wir dürfen gespannt sein, was an Mythen noch bestätigt wird.

 

Quellen:

wwf.de

birdlife.org

nabu.de

perlenoire.de

Kategorien: Gesundheit Rubriken: Alternative Medizin, Pflanzen, Vitamine

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