Clark Little ist ein mutiger Mann, der in die größten Wellen dieser Erde taucht, nur um die vielleicht spektakulärsten Momente mit seiner Kamera einzufangen. Warum er dabei möglicherweise sein Leben riskiert? Wer seine Fotos gesehen hat, weiß warum. Was manch einer für waghalsig halten könnte, ist für Clark Little die wohl großartigste Beschäftigung, die man sich nur vorstellen kann.
Was anfangs ein Hobby war, machte Little über Nacht berühmt und bescherte ihm eine Arbeit, von der er heute leben kann. Der gebürtige Kalifornier zog 1970 mit seiner Familie im Alter von zwei Jahren nach Hawaii, weil sein Vater dort eine Stelle als Lehrer für Fotografie an der Punahou School in Honolulu bekam. Dort lernte der spätere Profisurfer das Surfen und jagte Monsterwellen hinterher. Demnach hatte Little bereits lange vor seinen ersten Wellen-Aufnahmen Kontakt mit den Naturgewalten.
Auch wenn Littles Vater gelernter Fotograf ist, konnte sich Little erst vor etwa sieben Jahren richtig dafür begeistern. Alles begann mit einem Wellenfoto, dass seine Frau eines Tages aus dem Souvenirladen nach Hause brachte. Little sagte damals zu ihr: "Für so etwas brauchst du doch kein Geld auszugeben. Ich schwimm' raus und mach dir ein besseres Bild!"
Gesagt, getan – der Profisurfer kaufte sich ein wasserdichtes Gehäuse für seine Kamera und versuchte sein Glück. In einem interessanten Interview im SPIEGEL erzählt Little, dass er nur drei Minuten vom Nordstrand entfernt lebe und somit von Sonnenaufgang bis –Untergang im Wasser sein könne. Was sich für ihn in Kindertagen anfühlte wie ein großes Geschenk, dass er jeden Tag aufs Neue auspacken konnte, hat sich heute daraus eine Karriere entwickelt. Unteranderem auch aus der Tatsache heraus, dass sich niemand sonst in die großen Wellen hineinwagen würde, so vermutet Little. Er dagegen liebe es, von der Welle eingesogen und durchgewirbelt zu werden. Die riesigen Röhren haben für den Wellenfotografen etwas sehr Friedvolles an sich.
Auch wenn die Situation, in die bis zu viereinhalb Meter hohen Wellen zu tauchen, höchste Gefahren mit sich bringen könnte, ist für Little das oberste Gebot, Panik zu vermeiden und immer seinem Instinkt zu vertrauen. Sein Wissen und seine Erfahrung mit dem Ozean sind entscheidende Kriterien, die es ihm erleichtern, ein gutes Timing für den richtigen Moment zu entwickeln. Er wisse, wo die Wellen brechen, wo die Sonne aufgeht und wie er aus gefährlichen Situationen entkommen und trotzdem noch ein Bild machen könne.
Das "perfekte Wellenbild" braucht manchmal Zeit. Doch wenn man etwas mit Begeisterung tut, spielt Zeit keine Rolle: Manchmal sind es über tausend Belichtungen in sechs Stunden, die Little braucht, um ein grandiosen Foto zu schießen. Er schwimmt bei Sonnenaufgang raus und wenn das Wetter mitspielt, macht er keinerlei Anstalten, vor der Mittagszeit aus dem Wasser zu gehen. Little sagt: "Das Gefühl, dass die nächste Welle noch besser ist, womöglich sogar einzigartig - das macht süchtig. Man merkt gar nicht, wie die Zeit vergeht."
Meist fotografiert Little mit einem Fisheye-Objektiv in Weitwinkelposition, um die ganze Welle aufs Bild zu bekommen. Heute verwendet er eine Nikon D3 und eine D4, die zehn Belichtungen pro Sekunde schafft. Die Belichtungszeiten müssen extrem kurz sein, um überhaupt die gewaltigen Wellen im richtigen Moment einfangen zu können. Oft fotografiert Little mit Blitzlicht. Vor allen Dingen in der halben Stunde vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang, da das natürliche Licht alleine zu schwach wäre und die Aufnahmen zu dunkel werden würden. Durch den Einsatz des Blitzes kommen besondere Blautöne hervor. Zudem lässt das künstlich erzeugte Licht die Wellenoberfläche transparent erscheinen, was unter Umständen irreal wirken kann. Das Resultat sind saubere, kristallklare Bilder die einfach wunderschön sind – wie man zum Beispiel in dem unten eingefügten Video bestaunen kann.
Little ist sehr darum bemüht, seine Aufnahmen so natürlich wie möglich zu halten. Daher ändert er nur manchmal ein wenig Kontrast und Farben.
Man hört immer wieder, dass der Surfsport etwas Magisches für die Wellenreiter an sich hat – die Verbundenheit mit dem Element Wasser und gleichzeitig das Bezwingen bzw. das Spielen mit diesen Naturgewalten, den Wellen. Keine Welle gleicht der anderen, jede ist auf ihre Weise einzigartig. Genau diese Magie ist es, die Little versteht, einzufangen und erinnert einen daran, wie einzigartig vollkommen nicht nur diese Wellen sind, sondern ebenso jeder Augenblick im Leben.
Früher wollte Little die perfekte Welle mit dem Surfbrett reiten, heute möchte er sie lieber fotografieren. Dann mal weiter so, Herr Little und bitte bleiben Sie gesund! 🙂
Alle weiteren Infos und Bilder von Clark Little findet ihr unter http://www.clarklittlephotography.com/.
Quellen: sfglobe.com; clarklittlephotography.com; spiegel.de