Ein Viertel der auf der Welt geernteten Lebensmittel wird durch Schimmelpilz zerstört. Die Grundstoffe der Schimmelpilze, die Mykotoxine zählen zu den giftigsten Substanzen, die in der Natur vorkommen. Da verwundert es nicht, dass die Forschung weltweit an Verfahren arbeitet, den Schimmelpilz zu bekämpfen.
Manchmal hilft hier auch der Zufall nach. So erging es Markus Schmidt-Heydt, Biologe am Max Rubner-Institut für Ernährung in Karlsruhe. Wegen Bauarbeiten musste der Wissenschaftler mit seinen Schimmelpilzkulturen umziehen, und zwar aus einem eher wenig beleuchtetem Labor in hellere, besser ausgeleuchtete Räume. Dabei musste er feststellen, dass einige seiner Pilzkulturen das Wachstum einstellten.
Bis zu diesem Zeitpunkt hat Schmidt-Heydt versucht, die Schimmelpilze mit Wärme zu bekämpfen. Mit den Erfahrungen, die er nach dem Umzugs gemacht hatte, erkannte er, dass man mit Licht eventuell erfolgreicher gegen den Schimmel kämpfen könnte. Schmidt-Heydt stellte fest: "Für jeden Pilz gibt es eine Lichtart, die ihn hemmt." Er benutzte für seine Versuche farbige Scheiben, wie man sie von Theaterbühnen kennt und er kam zu überraschenden Ergebnissen.
Fusarien, die Getreide und Mais befallen, mögen kein Rotlicht, Penicillien, die man bei der Erzeugung von Camembert-Käse und bei Antibiotika einsetzt, die jedoch in Form von Grünschimmel Lebensmittel zerstören, mögen kein Blaulicht. Der promovierte Biologe sagt, dass Schimmelpilze immer noch eines der großen ungelösten Probleme in der Landwirtschaft darstellen. Völlig unbekannt ist auch, wie viele Lebensmittel in den Haushalten verschimmeln und weggeworfen werden müssen. Ein großes Problem bei der Bekämpfung von Schimmel ist, dass das, was man sieht, also den grünen Pelz auf altem Brot oder den Pfifferling im Wald, nur der Fruchtkörper ist. Der eigentliche Pilz befindet sich unter der Erdoberfläche und spinnt dort ein feines, unsichtbares Geflecht aus fadenförmigen Zellen, die größer als ein Quadratkilometer werden können und ein hohes Alter erreichen.
Vom Schimmel befallene Lebensmittel sollten laut dem Wissenschaftler immer komplett weggeworfen werden. Das Erhitzen der befallenen Lebensmittel ist wohl sinnlos, denn, so sagt der Forscher: "der Pilz stirbt dabei zwar ab, aber das Gift zerfällt teilweise erst bei 300 Grad."
Schmidt-Heydt und sein Team haben eine Licht-Box konstruiert. In den Kammern dieses Kastens können sie Pilzproben unterschiedlichen Lichtarten aussetzen. Schmidt-Heydt sagt: "Mit schwachem Blaulicht kann man die Pilze in der Toxinbildung hemmen, mit starkem kann man sie im Wachstum hemmen. Und mit sehr starkem Blaulicht kann man sie abtöten." Der Weg zur Anwendung in der Praxis ist zwar noch weit, aber der Forscher hat schon ganz simple mechanische Lösungen im Kopf: "Möglich wäre es, Lagerhäuser in der Dritten Welt durch spezielle Buntglasscheiben, die für das richtige Licht sorgen, schimmelsicher zu machen."
Giftigen Schimmelpilz rein durch entsprechend geeignetes Licht abzutöten, ohne die Umwelt mit unerwünschten Nebenwirkungen zu belasten, wäre vor allen Dingen in den Entwicklungsländern unserer Erde ein großer Fortschritt gegen die gerade dort oft herrschende Hungersnot.
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