Energiegewinnung durch Kernspaltung birgt große Gefahren, siehe Tschernobyl oder Fukushima, insbesondere dann, wenn die Atomkraftwerke nicht die höchsten Sicherheitsstandards erfüllen. Weiterhin entsteht bei der Kernspaltung radioaktiver Abfall, der uns Abertausend Jahre begleitet.
Energiegewinnung durch Kernschmelze hätte demgegenüber viele Vorteile: man hätte eine billige Energiequelle und es gäbe keine radioaktiven Abfälle. Kernschmelze geschieht auf unserer Sonne tagtäglich in jeder Sekunde und die dabei frei werdende Energie ist quasi unendlich. Kein Wunder, dass sich die Wissenschaft seit Jahrzehnten bemüht, diesen Vorgang auf der Erde nachzuvollziehen.
Alle bisher gemachten Versuche haben einen großen Nachteil: die erzeugte Energie ist kleiner als die Energie, die man hineinstecken muss, um die hohen Temperaturen zu erzeugen, die nötig sind, um die Kernschmelze durchführen zu können.
Forscher von der National Ignition Facility (NIF) in Livermore, Kalifornien, haben jetzt einen Meilenstein gesetzt, der der Energiegewinnung durch Kernschmelze zum Durchbruch verhelfen könnte. Die Mitarbeiter von NIF haben 192 der weltweit stärksten Laser eingesetzt, um ein Wasserstoffkügelchen bis zu der Temperatur zu erhitzen, wo eine Kernschmelze stattfinden kann. Das Experiment erfolgte Ende September im Labor, wo es zum ersten Mal gelang, mehr Energie herauszuholen als man hineinstecken musste. Am NIF ist man überzeugt, dass man nicht mehr weit von dem begehrten Ziel entfernt ist, dass sich die Kernfusion, einmal angestoßen, von selbst aufrecht erhalten kann, solange man die Betriebstemperatur hoch genug hält.
Seit einem halben Jahrhundert versuchen Wissenschaftler, dieses Ziel zu erreichen und immer wieder wurden sie enttäuscht. Bereits im Jahr 2009 kündigten Offizielle vom NIF an, dass sie bis zum 30. September 2012 in der Lage sein werden, eine nukleare Kernfusion vorführen zu können. Unerwartete technische Probleme warfen jedoch den Zeitplan durcheinander. Kurz nach dem 30. September 2012 fokussierte man sich beim NIF verstärkt auf die Kernschmelze und konnte schließlich mit etwa einem Jahr Verspätung den oben beschriebenen Erfolg melden.
Nicht nur in Kalifornien forscht man an der Kernschmelze. Momentan wir in Cadarache, Frankreich, eine Anlage namens ITER für mehrere Milliarden Euro errichtet. "Iter" heißt lateinisch "Weg", ansonsten ist es die Abkürzung für International Thermonuclear Experimental Reactor. Dort will man allerdings nicht mit der Energie von Lasern arbeiten, sondern mit starken Magnetfeldern.
Ob nun "ITER" oder "NIF", wenn es der Forschung gelingt, Energie durch Kernschmelze zu gewinnen, also in gewisser Weise die Sonne auf der Erde "nachzubauen", hätte unsere energiehungrige Bevölkerung eine vermutlich ungefährlichere, billige, nachhaltige und umweltschonende Energiequelle.
Quelle: bbc.co.uk