Es gibt einen Trend bei den Verbrauchern, mehr einheimisches und biologisch produziertes Gemüse zu essen. Das kann naturgemäß in einer Wolkenkratzerstadt wie Hongkong nicht so ganz einfach sein.
Doch es gibt Mittel und Wege und so kam Osbert Lam auf die Idee, auf dem Dach eines alten Industriegebäudes einen Garten anzulegen. Die Anlage befindet sich auf der Hauptinsel Hongkong Island.
Lam verwendet Boxen aus Hartplastik, die bis zu einem Quadratmeter groß und bis einem halben Meter tief sind. Darin befinden sich die Pflanzen, meistens Gemüse und Kräuter. Angepflanzt wurden diese von Bewohnern in Osbert Lams "City-Farm" hoch über den Dächern von Hongkong.Hier können Kunden die Boxen mieten und selbst entscheiden, was sie anpflanzen möchten.
Um sich ein besseres Bild von Hongkong zu machen, muss man wissen, dass dort die meisten Wolkenkratzer von allen Metropolen auf der Welt stehen. New York hat 582 Wolkenkratzer, Hongkong kommt auf 1.250. Da Hongkong wenig Landfläche hat, müssen die meisten Lebensmittel eingeführt werden. Genau diese Situation will der 53-jährige Lam ändern.
Er war in seinem früheren Leben Regisseur von Werbefilmen bis er von der Scheinwelt dieser Branche genug hatte. Sein Motto war: "Zurück zur Natur." Sam C.M. Hui von der Chinesischen Universität Hongkong, der sich speziell in seinen Forschungen mit dem urbanen Bauerntum beschäftigt, sagt: "Die Vorteile der Landwirtschaft sind viel weitreichender als schlichter Nahrungsmittelanbau." Ein wichtiger Punkt dabei ist, dass die Äcker auf den Dächern das Gemeinschaftsgefühl eines Schrebergartens in die Stadt zurückholen.
Veronica Mac, Anthropologin an der Uni in Hongkong sagt: "Die Menschen entwickeln zusehends soziales Verantwortungsbewusstsein." Wenn es früher schick war, Haifischflossensuppe zu essen, liegt heute Biogemüse im Trend. Der Gemüseanbau auf dem passt ganz hervorragend zum gesteigerten Umweltbewusstsein in China.
Osbert Lam sagt zufrieden: "Hier können die Leute wirklich sehen, was Bioessen ist." In Richtung zum chinesischen Festland hat er in der Zwischenzeit eine neue Dachfarm aufgemacht, damit die Kunden von dort nicht so lange Anfahrtswege haben.
Die äußeren Bedingungen für Gemüseanbau sind in Hongkong optimal, denn das Wetter ist dort das ganze Jahr in etwa so, wie der Sommer in Europa. Mittlerweile gibt es in der Stadt Hunderte von Dachgärten, die nach dem Vorbild von Lam gebaut wurden.
Die Erstinvestitionen halten sich dabei in Grenzen, denn die Plastikboxen kosten zwischen 50 und 100 Euro und sie halten bis zu zehn Jahre.
Wie sagt Osbert Lam doch so schön: "Was die Farm wachsen lässt, ist nicht die Ausstattung. Es sind die Leute." Ein Trend, der sich in Ballungszentren rund um den Globus ausbreitet. 🙂
Quelle: derstandard.at
Herzlichen Dank an Mika für den Tipp! 🙂