Senegal: Tausende Gemeinden wollen Ökodörfer werden

Autor: Gute Nachrichten am 8. Mai 2013 

Die senegalesische Regierung möchte 14.000 Dörfer zu Ökodörfern umwandeln, um diese zukunftsfähig zu machen.

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Baobab-Baum – solche beeindruckenden Bäume schmücken unter anderem die Landschaft Senegals.
© Jerzy / pixelio.de

Kosha Joubert und ihre Kollegin Jane Rasbash reisen in Vertretung des Global Ecovillage Networks (GEN) und des Bildungsinstituts Gaia Education gemeinsam mit dem amtierenden Präsidenten von GEN-Afrika, Ousmane Pame, sowie senegalesischen Regierungsvertretern, Aktivisten der Zivilgesellschaft, Wissenschaftlern und den spirituellen Führern einer Sufi-Stiftung durch Senegal, um sich von der Lage vor Ort ein Bild zu machen. Ihr Weg führt unter anderem nach Backombel, eines der Pilotprojekte des senegalesischen Regierungsprogramms für die Entwicklung von traditionellen Dörfern zu nachhaltigen Ökodörfern. Dort konnten die Besucher sehen, wie sich Tradition und moderne Technik verbinden. Solarsysteme sorgen für Licht auf den Straßen und in Wohnhütten. Die Dorfbewohner zahlen einen kleinen Betrag für ihre Beleuchtung und ermöglichen somit der Dorfjugend eine Chance auf Ausbildung und Arbeit. In Sachen Kochtechniken zeigen die Frauen des Dorfes stolz die Vorteile, die sich durch die Neuheiten gewinnen ließen. Verschiedenste Methoden treffen aufeinander, womit eine Kombination von Lehmöfen, verschiedenen Solarkochern und Biogas von ihren eigenen Tieren entsteht. Die Frauen entwickelten das Lehmofenmodell in gemeinsamer Arbeit mit der Universität von Dakar, indem sie den Forschungsergebnissen ihr Graswurzelwissen beisteuerten. Im Dorf werden diese Öfen hergestellt und vertrieben, wodurch neue Einnahmequellen entstehen.
Noch mehr Neuheiten fallen den Besuchern ins Auge: Bei einem Rundgang konnten sie Wiederaufforstungsprogramme, klimagerechte Anbauformen in Gemeindegärten, ökologische Architekturexperimente, Züchtungen von lokalen Hühnersorten und intelligente Wasserauffangsysteme bestaunen. In der dortigen Schule gibt es auch einen Computerraum, der den Kindern und Erwachsenen ermöglicht sogar das Word Wide Web zu erforschen. In Backombel kann man demnach sehen, wie sich Tradition, Innovation und Moderne vermischen und eine Harmonie aus Graswurzel- und Regierungsansätzen bildet. Hier sieht man mal wieder, wenn alle zusammenhalten und die Dinge im Gleichgewicht bleiben, trägt es "erfrischende" Früchte.

Bevor ein Dorf in das Ökodorfprogramm aufgenommen wird, müssen verschiedene Erfordernisse erfüllt werden. Die Bevölkerungsgruppen müssen zuerst ihre Zustimmung geben, dabei werden die Ältesten, sowie Männer, Frauen und Jugendliche befragt. Ihre Zustimmung beinhaltet, dass ein gewisser Teil des traditionell gemeinschaftlich gehaltenen Landes für die Wiederaufforstung zur Verfügung gestellt wird. Die aufgebaute Infrastruktur im Dorf steht auch den umliegenden Dörfern zur Verfügung. Es wird ebenso gespart, das heißt, dass von allen Einnahmen ein bestimmter Prozentsatz zurückgelegt wird, um in eventuellen Krisenzeiten, aber auch als Initialfinanzierung für weitere Projekte, darauf zurück gegriffen werden kann. Wie sich solch ein Projekt auf lange Zeit auswirkt, wird sich erst noch zeigen. Erste Schritte jedenfalls sind getan.

Die anfangs genannte Gruppe setzte ihren Weg aus Backombel fort, um sich mit 40 Bürgermeistern und Landräten der hiesigen Region Sandiara zu treffen. Feierlich und traditionell im Schatten eines riesigen Baobab-Baums, wird eine Petition unterzeichnet, die den Umbau weiterer Dörfer ihrer Region in Ökodörfer unterstützt. Auch als die Gruppe bei den drei Ministern für Umwelt, Landwirtschaft und Gemeindeentwicklung eintrifft, erklärt jeder von ihnen seine Unterstützung für eine Global-Ecovillage-Konferenz im Senegal im Jahr 2014. Somit sei der Senegal das weltweit erste Land, das das Konzept von Ökodörfern konsequent für eine nachhaltige Entwicklung anwendet.

Man hoffe und ist guter Dinge, dass Afrika trotz Modernisierung, aber durch den Erhalt wichtiger Tradition, unter die auch Gastfreundschaft, Großzügigkeit und Nächstenliebe fällt, nicht in die Fußstapfen des Nordens treten werde, sondern einen eigenen Weg in die Zukunft entwirft. Nicht nur im Senegal ist man vom Ökodorf-Programm angetan, auch andere Länder, über den Kontinent hinaus, lassen sich davon inspirieren. Zum Beispiel hat die Regierung Thailands bereits ihr Interesse angemeldet, ganze Provinzen in Ökodörfer umzuwandeln.

GEN hat in den letzten fünf Jahren das Konzept der Transformation von Dörfern verstärkt. Das Augenmerk liegt immer stärker auf dem Zusammenbringen zwischen intentionalen und traditionellen Gemeinschaften. So bietet GEN Räume für einen Süd-Nord-Dialog. Was bedeutet, dass lokalen Gemeinschaften die Möglichkeiten nutzen können, ihre eigene Zukunft zu entwerfen. Kosha Joubert, Vorstandsvorsitzende von GEN Europe schreibt: "Der tiefe Schmerz unserer miteinander verwobenen Geschichte des Kolonialismus, die Gefühle von Wut und Schuld, die Sehnsucht nach Vergebung und Versöhnung sind alle Teil dieser Heilung verheißenden Reise."

Diesen Worten ist nichts hinzuzufügen. Den ausführlicheren und einfühlsam geschriebenen Artikel, der mehr Einblick und Tiefe verleiht, geschrieben von Kosha Joubert, könnt ihr unter folgendem Link: oya-online.de nachlesen.

Weil es so schön ist, gleich noch eine gute Nachricht aus Afrika:

Kenias Landwirtschaft setzt auf Nachhaltigkeit gegen den Hunger.

Die Regierung Kenias will auf eine nachhaltige Landwirtschaft umstellen. Eine aktuelle Studie im Auftrag der Welternährungsorganisation (FAO), geleitet von dem Schweizer Experte Hans Herren, untersucht derzeit die Möglichkeiten für eine nachhaltige Landwirtschaft. Er ist davon überzeugt, dass durch die richtige Methode des Landbaus der Hunger gestoppt werden könnte. In Kenia gäbe es bereits vielversprechende Beispiele. Aber nicht nur Kenia sondern auch Äthiopien und Senegal haben sich dazu bereit erklärt, als Pilotländer für ganz Afrika zu dienen.

Das freut ungemein! Man kann nur wünschen, dass die richtigen Methoden greifen und den Menschen helfen werden, nicht mehr hungern zu müssen. Vielleicht schlägt auch hier ein biologischer Anbau ein, wie beispielweise im Norden Indiens, wo eine Rekordernte nach der anderen folgt, als man zur sogenannten SRI-Anbaumethode wechselte.

 

Quellen:

oya-online.de

wissen.dradio.de

Herzlichen Dank für die Tipps, liebe Mika! 🙂

Kategorien: Umwelt Rubriken: Hilfe

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