Die Firma Weissenseer Holz-System-Bau GmbH aus Greifenburg, Österreich, hat eine Fassadendämmung namens "Intelligent Skin" entwickelt. Laut Herstellerangaben kann man damit jedes Gebäude innerhalb von wenigen Monaten auf Passivhausniveau bringen.
Herbert Metzger, ein Investor aus dem schwäbischen Esslingen, ist von dem Konzept der Kärntner Firma derart überzeugt, dass er momentan ein sechsgeschossiges Appartementhaus in Berlin-Tempelhof nach der Methode "Intelligent Skin" für 1,5 Millionen Euro sanieren lässt. Das Verfahren wird somit erstmals bei einem Gebäude dieser Größe eingesetzt.
Seit Baubeginn im Dezember hat das Gebäude aus den sechziger Jahren bereits viele Schaulustige angezogen. Besonders neugierig wurden sie, als ein Kran die dreigeschossigen Rohbauelemente über das 20 Meter hohe Haus Richtung Hinterhof bugsierte. Im Augenblick arbeitet man an der Vorderseite des Hauses. Den Kern des Konzeptes bilden die vorgefertigten Holzverblendungen, die mit Dübeln an der Außenwand befestigt werden. Die direkt eingepassten vierfach verglasten und schallgeschützten Fenster aus Holz und Aluminium verhindern Wärmebrücken. Da die alte Wand naturgemäß nicht vollkommen eben ist, haben die Holzelemente an der Innenseite eine aufgeklebte Schaumstoffschicht, um die Unebenheiten zur Steinmauer auszugleichen.
"Da zieht nichts durch", freut sich die Projektleiterin Petra Zanker vom Stuttgarter Planungsbüro Schaller Sternagel. Die Kammern der Holzelemente haben Löcher, durch die Mineralfaserschnipsel als Dämmstoff hineingeblasen werden. Petra Zanker erläutert: "Der Einsatz des nicht brennbaren Materials ist nötig aufgrund von Brandschutzauflagen bei Bauten dieser Größe." Bei zweigeschossigen Gebäuden kann man statt Mineralfaser auch Altpapier verwenden. Mit schwarzen Unterspannbahnen wird die Konstruktion wetterfest gemacht. Bereits nach wenigen Tagen kann man die neue Fassade aus Schichtstoffplatten davorhängen.
Investor Metzger sagt, er spare dann mindestens 70 Prozent bei den Heizkosten und 30 bis 40 Prozent bei den Warmwasserkosten. Betrachtet man die Investitionskosten, so muss man wissen, dass die Kosten für die Dämmung im Passivhausstandard mit einer Stärke von 30 Zentimetern etwa 30 Prozent höher liegen, als bei den herkömmlichen Verfahren mit Styropor. Im langjährigen Betrieb jedoch ergeben sich Vorteile. Während die Putzfassade mit Styropordämmung oft bereits nach fünf Jahren saniert werden muss, ist das Schichtstoffsystem etwa 30 Jahre lang wartungsfrei. Probleme mit Schimmel an den Innenwänden und Algen an der Außenfassade, die mit Pestiziden aufwändig entfernt werden müssen gibt es bei "Intelligent Skin" nicht.
Weiterhin sollte man einen anderen Aspekt nicht vergessen: Styropor ist ein Erdölprodukt, dass eines Tages als Sondermüll entsorgt werden muss. Holz und Aluminium können getrennt entsorgt und auch recycelt werden.
Dies ist eine "intelligente" Lösung, die dem umweltschädigenden Styropor-Dämmwahn Einhalt gebieten könnte.
Bilder zu dem Appartementhaus in Berlin-Tempelhof seht ihr hier.
Quelle: tagesspiegel.de