Man weiß, dass Wasserstoff ein Energieträger ist, den man beispielsweise mittels Windkraft erzeugen kann. Auf diese Weise geht man einen wichtigen Schritt in Richtung Treibhausgasreduzierung und Klimaschutz. Wasserstoff aus Windkraft zu erzeugen, ist aber aufwendig und teuer. Nun gibt es an der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg ein Forschungsprojekt mit dem Namen "SusFuelCat" unter der Federführung von Prof. Dr. Bastian Etzold. Ziel des Projektes ist es, das Verfahren zu verbessern und zu optimieren, um aus nasser Biomasse Wasserstoff zu gewinnen. Seit Anfang dieses Jahres werden die Arbeiten über einen Zeitraum von vier Jahren mit 3,5 Millionen Euro von der Europäischen Union gefördert.
Wasserstoff aus Kompostmaterial zu erzeugen ist nach heutigem Stand nur unter hohem Energieaufwand möglich. Alleine die Tatsache, dass man die Biomasse erst aufwändig trocknen muss, um sie weiterverarbeiten zu können, lässt ahnen, wie wenig effektiv die bisherigen Methoden sind. Die am SusFuelCat-Projekt beteiligten Forscher setzen hier den APR-Prozess ein. APR ist das Kürzel für Aqueous Phase Reforming, was etwas frei übersetzt "wässrige Phasenumwandlung" heißt. Bei dieser Methode wird die nasse Biomasse mit einem Katalysator in Kontakt gebracht. Damit werden chemische Reaktionen in Gang gesetzt, die das Material zersetzen und dabei kaum verunreinigten Wasserstoff freisetzen.
Da das Verfahren bei geringen Temperaturen und geringem Druck abläuft, wird wenig Energie verbraucht, zumal die Energie fressende Trocknung wegfällt. Ein besonderer Vorteil bei APR liegt darin, dass sogar das Wasser, das ja Bestandteil der Biomasse ist, ebenfalls zersetzt wird und damit zusätzlich Wasserstoff gewonnen werden kann. Die entscheidende Komponente des Verfahrens sind die Katalysatoren. Werden diese optimiert, dann erhöht sich die Nachhaltigkeit und Effizienz der Methode. Die jetzt verwendeten Katalysatoren enthalten noch teure Edelmetalle wie Platin und Palladium, die man auf keramischen Trägern fein verteilt. Ziel des SusFuelCat-Projektes ist es, den Einsatz der teuren Edelmetalle zu minimieren oder ganz durch billigere, unedle Metalle zu ersetzen, ohne damit Nachteile in Kauf nehmen zu müssen. Als Trägermaterial stellt man sich zum Beispiel Kohlenstoff vor, der eine höhere Langzeitstabilität aufweist als das keramische Material und den man umweltfreundlicher recyceln kann.
Neben den experimentellen Laborversuchen hat man auch Partner aus der Industrie und anderen Forschungsinstituten in Deutschland, Finnland, Italien, Großbritannien, Spanien und Russland, die an Langzeit-Versuchen teilnehmen.
Prof. Etzold sagt: "Das Konsortium ist sicher, mit der neuen Entwicklung den Anteil an nachhaltig produzierten Energieträgern in Zukunft zu steigern und so einen entscheidenden Beitrag zur Energiepolitik der Europäischen Union zu leisten."
Man kann über die Vergabepolitik der EU oftmals geteilter Meinung sein, aber im vorliegenden Fall kann man sicher sein, dass die Forschungsgelder an der richtigen Stelle ankommen.
Quelle: uni-erlangen.de