Die allgemeine Meinung übers älter werden ist klar: je älter wir werden, desto mehr schreitet der Verfall der geistigen und körperlichen Kräfte voran, gepaart mit der Verschlechterung der sozialen Kontakte. Diese Ansicht wird nun in eindrucksvoller Weise von einer Studie von Wissenschaftlern der University of California in San Diego widerlegt. Die Studie wurde im American Journal of Psychiatry veröffentlicht.
In den USA leben 40 Millionen Menschen, die über 65 Jahre alt sind. Dabei wächst die Gruppe der 80-Jährigen am schnellsten. Diese Tatsache wird ständig als Problem für die staatliche Gesundheitsfürsorge dargestellt. Dazu erklärte der Leiter der Studie, Dilip V. Jeste: "Bei der Gesundheitsfürsorge besteht ein wachsendes Interesse daran, erfolgreiches Altern zu verstehen und zu fördern, dennoch sind bisher nur wenige Untersuchungen veröffentlicht worden, die Maßnahmen für die körperliche Gesundheit mit einer kognitiven und psychologischen Bewertung kombinieren, und zwar bei einer großen, willkürlich ausgewählten Stichprobenuntersuchung."
An der Studie Successful Aging Evaluation (Bewertung erfolgreichen Alterns) haben knapp über Tausend Senioren aus San Diego teilgenommen. Mit diesen wurde ein Telefoninterview geführt und sie mussten einen Fragebogen ausfüllen, den sie per Post erhielten. Sie mussten objektive fragen zu ihrem Gesundheitszustand beantworten und subjektive Fragen zu ihren Lebensumständen wie etwa ihr soziales Engagement ist und wie sie ihre eigene Gefühlslage beurteilen.
Der Begriff "erfolgreiches Altern" wurde von den Forschern nicht definiert, um damit keinen Einfluss auf die Antworten der Probanden auszuüben.
Co-Autor Colin Depp sagt: "Einerseits stand höheres Alter in deutlichem Zusammenhang mit schlechterer körperlicher und kognitiver Funktion, andererseits aber auch mit besserer mentaler Funktionstüchtigkeit." Es stellte sich heraus, dass Teilnehmer, die nach ihrer eigenen Einschätzung erfolgreicher alterten, bessere kognitive Leistungen, einen größeren Optimismus, geringere Neigung zu Depressionen und eine höhere Widerstandsfähigkeit zeigten. Diese Teilnehmer waren gebildeter und sie schätzten ihre körperliche und geistige Gesundheit höher ein als solche Teilnehmer, die nach eigener Einschätzung weniger erfolgreich gealtert waren. Die dabei zu Tage tretenden Ergebnisse waren nicht abhängig vom tatsächlichen körperlichen Zustand der Patienten.
Die Haltung der Teilnehmer zum erfolgreichen Altern war unabhängig von einkommen, Ausbildung, Familienstand oder anderen Faktoren.
Jeste betont, dass die Studie von großer Bedeutung für die Haltung zu höherem Alter, sowohl bei den Betroffenen als auch bei den Krankenversicherungen sei. "Perfekte körperliche Gesundheit ist weder nötig noch ausreichend. Es ist möglich, ein erfolgreiches Altern durch die Stärkung der Widerstandskraft sowie Behandlung oder Prävention einer Depression zu verbessern", betont Jeste. Und er setzt noch eine Aussage obendrauf: "Erfolgreich alternde Senioren können für jüngere Generationen eine wunderbare Ressource darstellen".
Diesem Satz braucht man nichts hinzufügen.
Quelle: sciencedaily.com