Aristoteles sagte: "Philosophieren beginnt mit dem Staunen". Und wer staunt so schön und so ausgeprägt wie Kinder, die sich die Welt erfragen und Überlegungen aufwerfen wie:
"Wo war ich, bevor ich geboren wurde?", "Wo ist der Wind, wenn er nicht weht?", "Warum leben wir eigentlich?", "Warum müssen Menschen sterben?", "Wie kommen die Gedanken in meinen Kopf?", "Wo sitzt die Wut?", "Wann ist nie?".....
Das Philosophieren mit Kindern kann spannend und auch für Erwachsene sehr lehrreich sein, da den meisten "Großgewordenen" der Blick auf diese und andere unverstellte Fragen abhanden gekommen ist.
Beim Philosophieren mit Kindern wird das selbständige Nachdenken und das Reflektieren eigener und fremder Meinungen schon von klein auf gefördert. Durch das Erlernen sorgfältigen Argumentierens steigt auch die Sprachkompetenz der kleinen Diskutanten und die Fähigkeit, einander zuzuhören. Am Ende siegt "die Kraft des besseren Arguments" (Habermas), die Kritikfähigkeit steigt und damit die Kompetenz, nicht jeder Verlockung unserer schnelllebigen Zeit unhinterfragt nachzugeben.
Da philosophische Fragen aus verschiedenen Blickrichtungen betrachtet werden, berührt man dabei unterschiedliche Bildungsbereiche, die einander ergänzen. In der Philosophie findet also keine reine Wissensvermittlung mit fremden Fragestellungen statt, sondern die Auseinandersetzung mit elementaren Fragen über die Welt und das (Zusammen)leben. Wichtig dabei ist, dass keine politischen oder religiösen Überzeugungen indoktriniert werden, sondern der Mensch ganz im Geiste der Aufklärung frei und als Einzelner entscheidet, zu welcher Überzeugung er gelangt und welches Handeln daraus resultiert. Dabei wird auch kritisch betrachtet, wie der Handlungsspielraum jedes Menschen durch Bedingtheiten in der eigenen Person, Einschränkungen durch Umwelt und Mitmenschen und nicht zuletzt durch den Tod beeinflusst wird. Der Respekt vor dem eigenen und dem Leben anderer wächst.
In diesem Sinne fasst der Aufklärer Immanuel Kant (1724-1804) die Inhalte des Philosophierens in seinen vier grundlegenden Fragen zusammen: "Was kann ich wissen?", "Was soll ich tun?", "Was darf ich hoffen?", "Was ist der Mensch?".
In einigen Bundesländern ist "Philosophie" als Fach bereits Bestandteil des Lehrplans – Tendenz steigend. Dabei geht es nicht mehr nur darum einen Ersatz für das Fach "Religion" zu schaffen, sondern von Grund auf philosophische Fähigkeiten bei Kindern zu fördern. Eine Schülerin dazu: "Ich mag es, dass beim Philosophieren viele gemeinsam denken und man nicht allein ist."
Beim Philosophieren mit Kindern wird man als sogenannter Erwachsener oft mit überraschend radikalen und überaus skeptischen Argumenten konfrontiert. Und auch wenn eine vernünftige Schlussfolgerung eingesehen wird, heißt das noch lange nicht, dass man auch vernünftig handeln muss – ein Aspekt, der auch dem Ent-wachsenen oftmals gut tun und neue Kreativität entfachen kann.