Durch Meditation ist man in der Lage, die Gegenwart, also den jetzigen Augenblick, wahrzunehmen, präsent zu sein und gedanklich weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft verhaftet zu sein. Man wird durch regelmäßige bewusste Meditation besonnener, so dass man diesen Geisteszustand mit der Zeit automatisch in den Alltag integriert. So ist es für viele Erfahrene keine Überraschung, dass US-Mediziner in einer neuen Studie nachweisen konnten, dass bereits ein achtwöchiger Meditationskurs messbare und anhaltende Effekte auf die Hirnfunktionen haben kann. Das war für die Forscher auch dann sichtbar, wenn ein Proband gar nicht aktiv meditiert hatte. Ein anhaltender, veränderter Zustand des Gehirns ist also das Resultat. Zudem konnten die Wissenschaftler um Dr. Gaëlle Desbordes vom Massachusetts General Hospital, Dr. Eric Schwartz von der Boston University und anderer Forschungszentren anhand von zwei verschiedenen Meditationsarten unterschiedliche Reaktionen im Gehirn feststellen, wie sie im Fachmagazin "Frontiers in Human Neuroscience" veröffentlichten.
Die Reaktionen konnten die Forscher in der Amygdala-Hirnregion feststellen, die eine wichtige Rolle bei der Verarbeitung von Emotionen und Erinnerung spielt. Zahlreiche vorherige Studien konnten belegen, dass Meditation die Fähigkeit der Steuerung von Emotionen bei den Testpersonen verbessern kann. In der jetzigen Studie sagen die Forscher, "ist es das erste Mal, dass gezeigt werden konnte, dass Meditationstraining die Verarbeitung von Emotionen auch dann beeinflusst, wenn sich das Hirn selbst nicht in einem meditativen Zustand befindet".
Um festzustellen, ob sich Meditationstraining, auch während man außerhalb einer bewussten Mediation ist, grundsätzlich auf eine Reduzierung der Amygdala-Aktivität auf emotionale Reize auswirkt, konnte mit Hilfe funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) dargestellt werden.
Ein Teil der einen Gruppe gab sich der bekannten Achtsamkeits-Meditation hin, bei der man sich hauptsächlich auf die Atmung, bewusstes Denken oder Emotionen konzentriert. Der andere Teil meditierte über Liebe und Mitgefühl, was zur Entwicklung von Mitgefühl zu sich selbst und anderen gegenüber beiträgt und den freundlichen Umgang mit sich und der Umwelt trainiert. Die Kontrollgruppe wurde im gleichen Zeitraum von acht Wochen in Gesundheitserziehung unterrichtet.
Um emotionale Reize bei den Probanden zu erzeugen und die darauffolgenden Effekte im Gehirn zu messen, wurden ihnen entsprechende Bilder gezeigt. Bei allen Teilnehmern wurden sowohl drei Wochen vor Beginn der achtwöchigen Testphase, als auch drei Wochen nach Beendigung Tests durchgeführt, die zu folgenden Ergebnissen führten:
Besonders bei den Teilnehmern, die die Achtsamkeits-Meditationen durchführten, konnte ein grundsätzlicher Rückgang der Aktivitäten in der rechten Hälfte der Amygdala-Hirnregion mittels fMRT-Scans drei Wochen nach Abschluss der acht Unterrichtswochen, festgestellt werden.
Bei den Probanden, die über Liebe und Mitgefühl meditierten, zeigte sich selbst dann weniger Aktivität der Amygdala, wenn die gezeigten Bilder positiv oder neutral waren. Ein paar Probanden jener Gruppe gaben an, dass sie auch außerhalb der Trainingszeiten meditierten. Bei ihnen zeigte sich wiederum eine gesteigerte Aktivität in der Amygdala beim Zeigen negativer Bilder. Diese Negativ-Bilder zeigten zum größten Teil eine Form menschlichen Leidens. Was wiederum Sinn macht, denn man trainiert ja bei der Meditation seine Emotionen, mit anderen mitzufühlen also auch mit zu leiden. Trainiert man beide Arten der Meditation, wäre das evtl. ein guter Ausgleich.
Die Teilnehmer der Kontrollgruppe zeigten hingegen keinerlei erhebliche Unterschiede zu den von ihnen vor der Unterrichtszeit gemachten Tests.
Desbordes sagt: "Wir glauben, dass diese beiden Formen der Meditation unterschiedliche Aspekte des Geistes fördern. Da die Mitgefühls-Meditation darauf abzielt, Gefühle der Liebe und des Mitgefühls zu verstärken, macht es durchaus Sinn, dass (diese Praktik) die Reaktionen der Amygdala beim Anblick leidender Menschen verstärken. Gesteigerte Aktivität der Amygdala ging auch einher mit einem verminderten Depressions-Grad in der Mitgefühls-Meditationsgruppe, was wiederum nahe legt, dass verstärktes Mitgefühl gegenüber anderen auch einem selbst gut tut. Insgesamt stimmen unsere Ergebnisse mit der übergreifenden Hypothese überein, dass Meditation zu anhaltenden positiven Veränderungen der Hirnfunktion - besonders aber offenbar in jenen Hirnregionen der Verarbeitung von Emotionen - führen kann."
Meditation ist also durchaus in der Lage, dem menschlichen Geist eine emotionale Stütze in Sachen Stress zu sein und noch vieles mehr. Am besten, man probiert es selbst einmal aus. Ich für meinen Teil werde jetzt ein wenig meditieren. Namasté 🙂
Quelle: massgeneral.org