″1-minütige Lektüre: Der Kreis der Freude″ – Paulo Coelho

Autor: Gute Nachrichten am 11. September 2012 

Endlich ist es einmal wieder so weit, denn ich habe eine kurze Lektüre für unsere lieben Paulo Coelho Fans auf dem Blog des Bestsellerautors vor kurzem gefunden. Im Original heißt die Kurzgeschichte "1 MIN READING: the circle of joy" und wurde am 24. August 2012 veröffentlicht. Wie immer exklusiv für euch auf Deutsch. Viel Spaß beim Lesen und Nachdenken.

Paulo Coelho - Kreis der Freude - Ken Crane
Bild-Quelle: kencraneillustrations.com

Ein Bauer klopfte fest an die Tür eines Klosters. Als der Bruder Pförtner die Tür öffnete, streckte ihm der Bauer einen herrlichen Bund Weintrauben hin.

"Lieber Bruder Pförtner, das hier sind die schönsten Trauben, die in meinem Weinberg entstanden sind. Und ich bin hierher gekommen, um sie dir zu schenken", sagte der Bauer.

"Danke. Ich werde sie umgehend dem Abt geben, der sich sehr darüber freuen wird", sagte der Pförtner glücklich.

"Nein. Ich habe sie für dich gebracht", sagte der Bauer.

"Für mich?" Der Türhüter wurde rot, denn er dachte, dass er kein so wundervolles Geschenk, das die Natur hergibt, verdient hätte.

"Ja!" sagte der Bauer und betonte: "Wann immer ich auch an diese Tür klopfe, du bist da um sie zu öffnen. Egal wann ich deine Hilfe benötige, weil einmal wieder die Ernte von Dürre vernichtet wurde, bist du da und bringst mir ein Stück Brot und einen Becher Wein. Darum bringe ich dir diesen Bund Weintrauben, damit du ein wenig von der Liebe der Sonne, von der Schönheit des Regens, von Gottes Wundern bekommst, welche er so schön wachsen lässt."

Der Pförtner legte die Trauben vor sich hin und verbrachte den ganzen Morgen damit, sie zu bewundern. Da die Weintrauben wahrhaft wundervoll waren, beschloss er, sie dem Abt zu schenken, da dieser ihn immer mit Worten der Weisheit anregte.

Der Abt war sehr erfreut über die Trauben, allerdings erinnerten sie ihn an einen Bruder, der zurzeit krank im Kloster war, so dachte er: "Ich werde ihm den Bund Weintrauben geben. Wer weiß, vielleicht bringen sie etwas Freude in sein Leben."

Und das tat er auch. Allerdings blieben die Trauben nicht sehr lange bei dem erkrankten Bruder, weil dieser sich dachte: "Bruder Koch kümmerte sich nun schon so lange um mich, nährte mich mit dem besten, was es gibt, er wird die Trauben zu schätzen wissen."

Als Bruder Koch ihm das Mittagessen brachte, gab er ihm die Trauben.

"Sie gehören dir", sagte der erkrankte Bruder, du bist immer in Kontakt mit den Produkten der Natur, also wirst du wissen, was du mit dem Werk Gottes tun solltest.

Bruder Koch war von der Schönheit des Weintraubenbunds fasziniert. So perfekt, dachte er, dass sie keinen besseren Platz als den bei dem Bruder Mesner haben werden; denn dieser war für die Bewachung des Allerheiligsten das gesegneten Sakraments verantwortlich und viele im Kloster sahen ihn als einen Heiligen an; er würde in der Lage sein, die Wahrhaftigkeit das Wunders der Natur zu erkennen.

Der Mesner jedoch gab die Trauben als ein Geschenk an den jüngsten Neuling weiter, damit dieser verstehen sollte, dass Gottes Werk in den kleinsten Details der Schöpfung gefunden werden kann.

Als der Novize das Geschenk erhielt, erfüllte es sein Herz mit der Herrlichkeit des Herren, weil er noch nie zuvor solch wundervolle Weintrauben gesehen hatte. Im selben Moment erinnerte er sich an das erste Mal, als er zu dem Kloster kam und diese eine Person ihm die Tür öffnete; es war diese Geste, die ihm erlaubte, in die Gemeinschaft von Menschen einzutreten, die wussten, wie man Wunder heute erkannte.

Bevor die Nacht hereinbrach, brachte er den Weintraubenbund zu Bruder Pförtner.

"Iss und genieße sie", sage er. "Denn du verbringst die meiste Zeit hier ganz allein und diese Trauben werden dich sehr glücklich machen."

Der Türhüter verstand, dass die Weintrauben tatsächlich für ihn bestimmt waren, so genoss er jede einzelne Traube von dem Bund und schlief glücklich ein.

Der Kreis war geschlossen – der Kreis des Glücks und der Freude, der immer für die großzügigen Menschen da ist.

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Ganz egal, ob solch eine Geschichte in einem Kloster oder unter Nachbarn oder wo auch immer stattfindet, sie erinnert uns daran, uns auch an den kleinsten Dingen zu erfreuen. So erkennen wir vielleicht das große Ganze und sind in der Lage ein erfülltes Leben zu leben.

 

Quelle: paulocoelhoblog.com

Kategorien: Philosophie Rubriken: Paulo Coelho

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