Nein, lieber Leser, das ist keine vorgezogene Weihnachtsgeschichte. Bis diese wieder aktuell werden, ist noch ein wenig Zeit, wenn es auch in wenigen Tagen bereits wieder die ersten Lebkuchen im Supermarkt geben wird.
Die Geschichte handelt nicht vom Weihnachtsmann sondern von Bill Dutch, dem Briefträger von der kanadischen Westküste, der mit seinem Wasserflugzeug vor der Küste Vancouvers unterwegs ist, um Briefe und Pakete auszuliefern.
Vor der rauen Westküste Kanadas liegt die riesige Insel Vancouver Island und zwischen der Küste und Vancouver Island gibt es mehrere Wasserstraßen mit den Namen Johnstone Street, Discovery Passage und die Strait of Georgia. In diesen Wasserstraßen liegen unzählige kleine Inseln und Inselchen, die teilweise bewohnt sind. Hier befinden sich auch die Discovery Inseln und die sind das Revier von Bill Dutch. Seine Tour beginnt immer in Campbell River auf Vancouver Island und wer möchte, kann ihn in seiner viersitzigen Cessna gerne begleiten. Zwei Sitze sind für die Briefe und Pakete reserviert, die sich in drei Plastikboxen befinden. Für jede der drei Inseln, die er anfliegt, hat er etwa 10 Kilogramm Post dabei und dreimal die Woche fliegt er seine Runde. Aus dem Flieger sieht man Hunderte von Inseln, die mit ihren grünen Regenwäldern einen deutlichen Kontrast zum dunkelblauen Pazifik bilden. In diesen Breiten sind die Regenwälder natürlich keine Dschungel wie am Äquator sondern dichte Nadelwälder. Die Gebirgsmassive auf den Inseln und an der Küste stellen sich den feuchten Westwinden entgegen und zusammen mit den maritimen Einflüssen des Ozeans entsteht ein sehr regenreiches aber relativ mildes Klima.
Einer der wichtigsten Baumsorten ist die Western Red Cedar, die man im Deutschen unter der Bezeichnung Riesen-Lebensbaum kennt. So ist es kein Wunder, dass das Postamt auf der Insel West Thurlow Cedar Post Inn heißt. Hier wird Bill bereits am Landesteg erwartet. Jenn, die Postmeisterin lebt zusammen mit vier Generationen auf der Insel. Was gibt es sonst noch auf West Thurlow? Nicht viel, ein paar Häuser, eine kleine Marina und die letzte Tankstelle für Boote, die Richtung Westen möchten. Die nächste kommt erst nach 200 Kilometern in Port Hardy. Stuart Island heißt der zweite Landepunkt von Bill Dutch. Auf Stuart Island ist das Postamt gleichzeitig ein "Tante-Emma-Laden". Stuart Island ist die Insel der Schönen und Reichen und bekannt für seine Verschwiegenheit, die die Prominenz so schätzt. Read Island heißt die letzte Station. Dort gibt es ein schwimmendes Postamt, eins von zwei in Kanada. Auf Read Island musste der General Store mangels Kundschaft schließen, denn auf Read Island versorgt sich jeder selbst. Man verkauft sich untereinander Gartenprodukte, die man selbst gepflanzt hat oder man tauscht Ware aus, ganz wie in der "guten alten Zeit".
Seit 1995 ist Bill Wasserpilot und Postbote und noch nie hat er einen Brief verloren. Wenn man ihn auf das Besondere seines Berufs anspricht, sagt er nur: "Ich will nur das Flugzeug sicher landen."
Eine wunderbare Antwort. Ich wünsche Bill Dutch noch viele "happy landings" und dass er mit seinen Postlieferungen den Leuten immer Freude bringen möge.
Weitere Fotos zur Geschichte findet ihr hier.
Quelle: spiegel.de