Solares Meisterwerk auf dem Hügel der Murmeltiere

Autor: Gute Nachrichten am 12. August 2012 

Der Berg Muottas Muragl, auf 2456 Metern Höhe, ist einer der bekanntesten Aussichtspunkte in der Schweiz. Muottas Muragl ist rätoromanisch und heißt zu Deutsch "Hügel der Murmeltiere". Blickt man von dort Richtung Süden, dann sieht man bei klarem Wetter die Oberengadiner Seen von St. Moritz, Champfér, Silvaplana und Sils im Gegenlicht glänzen. Sicher war es diese unvergleichliche Aussicht, die die Menschen bewog, schon vor über 105 Jahren, eine Drahtseilbahn auf diesen Berg zu bauen. Trotz großer Probleme mit einigen Umweltschützern erfolgte am 9. August 1907 die Jungfernfahrt. Für damalige Verhältnisse war es eine waghalsige Standseilbahn mit einer Neigung von 56 Prozent und einer Länge von knapp über zwei Kilometern. An der Bergstation befinden sich ein Restaurant und ein kleines Hotel.

Muottas Muragl
Berghaus ″Muottas Muragl″ mit Blick auf Celerina und St. Moritz.
Bild-Quelle: schweizer-illustrierte.ch

In den 105 Jahren hat sich zwar die beeindruckende Aussicht und das unvergleichliche Licht im Engadin nicht verändert, aber sonst ist nichts mehr so, wie es einmal war. Nach Erneuerungen in den 1920-er Jahren und vor knapp 30 Jahren wurde das gesamte Berghotel "Muottas Muragl" im Sommer 2010 komplett renoviert. Dabei hat man im Bereich Energiegewinnung und Energieverbrauch ein deutliches Zeichen gesetzt. Somit entstand das erste Plusenergiehotel des Alpenraums. Neben der Bauweise, die die Vorgaben des Minenergielabels erfüllt, ist man noch einen Schritt weitergegangen.

Von der ursprünglichen Fläche von 1.700 Quadratmetern wurde das Gebäude auf 2.700 Quadratmeter erweitert. Trotz der Erweiterung der Fläche von über 50 Prozent konnte der Energiebedarf von 436.000 kWh pro Jahr um 64 Prozent auf 157.400 kWh verringert werden. Dies hat man geschafft durch eine effiziente Dämmung des Gebäudes und durch eine Energieversorgung aus fünf verschiedenen Quellen. Sechzig Meter Röhrenkollektoren wurden in den Fensterscheiben  des Erdgeschosses verlegt. Diese liefern die nötige Energie zur Warmwasseraufbereitung. Sechzehn Erdsonden mit einer mittleren Länge von zweihundert Metern versorgen das gesamte Gebäude mit Erdwärme. Damit nicht genug: entlang der Trasse der Standseilbahn sorgt eine 228 Meter lange äußerst effiziente Photovoltaikanlage für die Stromversorgung der Bergbahn. Falls überschüssige Energie vorhanden ist, wird diese über Erdsonden im Erdreich gespeichert. Dadurch regeneriert sich die Erdspeichermasse.
Die Abwärme von Kühlanlagen, die Wärmerückgewinnung aus der Abluft, sowie die Abwärme des Maschinenraums der Bergbahn, sind weitere ergänzende Maßnahmen.

In der Jahresbilanz produziert das Hotel mehr Energie, als es selber verbraucht. Das ist umso erstaunlicher, wenn man sich vor Augen hält, dass die Winter im Engadin zwar sehr sonnig aber auch extrem kalt sind. Frühtemperaturen von minus 20 bis 30 Grad im Winter sind dort absolut keine Seltenheit.

Kein Wunder, dass das Romantik-Hotel "Muottas Muragl" wegen des zukunftweisenden Energiekonzeptes schon mehrfach ausgezeichnet wurde.

 

Quelle: terragrischuna.ch

Kategorien: Umwelt Rubriken: Alternative Energien

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