Wer kennt sie nicht, die Geschichte vom Waisenkind Mogli, das gemeinsam mit dem gutmütigen Bären Balu den Dschungel erkundet und kennenlernt. Der liebenswürdige Balu zeigt dem Jungen Mogli, wie man die Dinge "mit Gemütlichkeit" angeht, wo man die dicksten Ameisen findet und wie man am besten mit den Gefahren des Dschungels umgeht, bis Mogli eines Tages gelernt hat, auf eigenen Beinen zu stehen und eigene Entscheidungen zu treffen. Einen solchen Balu zur Seite zu habe, der einem als großer Beschützer und treuer Freund beim Erwachsenwerden hilft, das wäre auch für andere Kinder, die sich zum Beispiel im modernen Großstadtdschungel zurechtfinden oder einfach nur einen guten Weg ins Erwachsenenleben entdecken wollen, gar keine schlechte Sache.
Das ehrenamtliche Projekt "Balu und Du e.V." mit Sitz in Osnabrück macht es möglich: Hier werden junge Erwachsene, hauptsächlich Studentinnen und Studenten aus dem sozialen oder psychologischen Bereich, mit Kindern im Grundschulalter zusammengebracht, um ihnen über das Elternhaus und die schulische Umgebung hinaus eine weitere Anlaufstelle zu bieten und ihnen ein wenig die Welt zu erklären.
Dabei können die Kinder im spielerischen Umgang schlummernde Talente entdecken und neue Sachen ausprobieren, die neue Lernreize setzen und neue Perspektiven eröffnen.
So begleiten die großen "Balus" ihre "Moglis" ein Stück auf dem Weg des Erwachsenwerdens und zeigen ihnen Möglichkeiten, mit neuen Freiheiten, aber auch neuen Pflichten sinnvoll umzugehen, und sich letztendlich als verantwortungsvolles Mitglied in die Gesellschaft zu integrieren.
Ein Jahr lang werden die Treffen eines "Moglis" mit seinem "Balu" von "Balu und du e.V." intensiv begleitet und unterstützt. Die Kinder werden von Lehrern oder Erziehern vorgeschlagen und dann mit Einverständnis der Eltern bei dem Programm angemeldet. Dort wird dann ein passender Balu ausgewählt, der sich an einem festen Termin jede Woche mit dem Kind trifft, um gemeinsam etwas zu unternehmen – sei es, einen Kakao zu trinken, eine Fahrradtour zu machen oder auch zusammen einen Computer zu reparieren. Dabei geht es ausdrücklich nicht darum, dem Kind schulische Nachhilfe zu geben oder die Hausaufgaben zu kontrollieren. Die Treffen mit den Balus sollen für beide Seiten gleichermaßen angenehm und bereichernd sein.
In der Regel bleibt der Kontakt zwischen Balu und Mogli über das von "Balu und du e.V." angesetzte Jahr hinaus bestehen. Die Kinder haben so gelernt, dass es auch außerhalb von Schule und Elternhaus, wo die eigenen Belange manchmal aus verschiedenen Gründen zu kurz kommen, noch einen Erwachsenen gibt, der in Notsituationen kontaktiert werden und Hilfe anbieten kann.
Das Projekt hat sich inzwischen über ganz Deutschland ausgebreitet und ist in vielen Städten zu finden. Seit 2002 wurden fast 4000 solcher Partnerschaften vermittelt. Wer die Pubertät und das Erwachsenwerden schon überstanden hat, weiß, wie steinig und schwierig der Weg manchmal sein kann. Schön, wenn man dabei einen großen Freund an der Seite hat, der ein bisschen auf einen aufpasst.
Autor: Sillikina C.
Quelle: balu-und-du.de