Das Auswärtsspiel von Hannover 96 gegen St. Patrick’s Athletic in Dublin stand an. Ein Fan von St. Patric’s Athletic, Gary Ó'Nualláin wollte verhindern, dass die deutschen Fans in gefährliche Viertel von Dublin geraten oder gar in teure Touristenfallen tappen. "Sie sollten den richtigen irischen Vibe kennenlernen. Also habe ich ihnen Tipps gegeben." Das schrieb der 20-jährige Gary in ein Internet-Forum von den 96er-Fans. Er lud sie auf diesem Weg also ein, gemeinsam mit den St.-Patrick's-Fans in die Bar McDowell's vor dem Spiel etwas zu trinken.
Die 96er-Fans folgten Garys Rat, was den besagten Abend zu einem unvergesslichen Erlebnis machte. Die Hannover 96-Fans waren jedenfalls begeistert. Sebastian Franke, ein 96er-Fan, der mit von der Partie war, sagte, "Wo hat man das schon, dass man vor dem Spiel in die Stammkneipe der Heimmannschaft kommt und gemeinsam Lieder singt?". "Und als es um das Rückspiel ging, haben wir Gary natürlich gesagt, dass wir uns darauf freuen, wenn er bald in unsere Stadt kommt".
Der freundliche Dubliner druckst auf diese Frage hin herum und weicht einer Zusage aus, bis er schließlich schreibt, dass er kein Geld hat, um nach Deutschland zu reisen. Im Moment studiert Gary Musik, hat zurzeit keine Arbeit und könnte sich nicht einmal eine Fahrt zu einem Auswärtsspiel seiner Mannschaft innerhalb Irlands leisten.
Als die 96er-Fans, darunter Sebastian, das von Gary im Internet-Forum lesen, überlegen sie – eigentlich anfangs nur aus Spaß – Geld für den irischen Fan, der sie so herzlich unterstützte, zu sammeln. Was sie nicht gedacht hätten, war, dass es nicht einmal einen Tag dauerte, bis sie das Geld für eine Reise des Iren zusammensammelten. Sämtliche Hannover 96-Fans spendeten mal hier einen Zehner mal dort einen Zwanziger. "Da hab ich mich gefühlt wie ein kleines Kind an Weihnachten: Alle paar Minuten hat einer geschrieben, er gebe 20 Euro. Es war klasse, das zu sehen!", erzählte der 35-jährige Sebastian.
Als der Verein Hannover 96 von der Sammelaktion erführ, entschloss er sich Gary Ó'Nualláin die Eintrittskarte für das Rückspiel sogar zu schenken.
Sebastian Franke teilte diese wunderbaren Neuigkeiten seinem irischen Fußball-Freund via Mail mit. Eine ganze Weile hörte er nichts von Gary – der dachte nämlich es wäre ein Scherz. Irgendwann begriff auch er: "Es ist einfach Wahnsinn. Ich kann noch immer kaum glauben, dass mir so etwas passiert und dass Leute so großzügig sein können!"
Für Gary Ó'Nualláin ist das wirklich etwas ganz, ganz Besonderes, dass er zu dem Spiel nach Hannover kommen darf. Es ist erst das zweite Mal überhaupt, dass der Ire sein Land verlassen hat. Gary erzählt: "Er sei so überwältigt, dass er sich ab und an kneifen müsse, damit er glauben kann, dass er jetzt hier ist".
Bei dem Spiel in Deutschland trennten sich die Wege der beiden Fußball-Fans und jeder verschwand in seinem eigenen Fanblock. Doch beide wollten, damit sie sich nicht ganz aus den Augen verlieren, den Kontakt über das Internet halten. Sebastian Franke möchte eventuell bei der kommenden WM-Qualifikation der deutschen Nationalmannschaft nach Irland reisen: "Und auch wenn ich kein so großer Fan der Nationalmannschaft bin, überlege ich schon, ob ich nicht im Oktober zur WM-Qualifikation nach Irland fahre, um noch mal nach Dublin zu kommen. Es war wirklich super, wie wir dort empfangen wurden. Das war eine tolle Erfahrung!"
Mehr Bilder und ein Video findet ihr hier.
Quelle: ndr.de
Herzlichen Danke an die treue "GN"-Leserin Alicja für den Tipp zu diesem Artikel.